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Schlagwort: Roland Koch

Klubkultur

Neulich habe ich beim Frühstücken am Nachbartisch dem Gespräch einer 5er Normcore-Runde gelauscht. Demnach sei der Kitkatclub in Berlin wärmstens zu empfehlen. Schließlich hätten dort alle nackt getanzt. So ein Laden fehle Hamburg. Da müsse man sich heute mit dem Urknall eben zufrieden geben. Er habe ja neulich sich um 2h schlafen gelegt, den Wecker früh gestellt, um um 8h wieder weiterzufeiern. Doch bereits um 11h habe seine Freundin gesagt, sie sei müde und müsse nachhause. Das hätte sich voll nicht gelohnt. Als ich noch überlegte, ob ich ihnen den Consciuos-Club empfehlen solle, war die Gelegenheit schon vorbei.

Mich erinnert das an die 58-Stunden-Silvesterparty im Berghain und den Workshop zur Clubkultur auf dem letztjährigen Artlake-Festival. Der Rat des grimmigen Polizeibeamten, den ich ebenso nebenbei im Friedrichshainer Kiez wenig später belauschte, hätte ihnen wohl nicht gefallen: No club today, no club tomorrow.

Krasser Führungsstil

Die FR macht dieser Tage anhand mehrer Artikel deutlich, welch krasses Demokratieverständnis so manche Hessische Behörde hat (zum Begriff ‚Behörde‘: siehe Lexikoneintrag). Aufgeregt habe ich mich, als ich heute diesen Artikel gelesen habe, der beschreibt, wie Marco Kraus Opfer von Verwaltungsmobbing wurde. Ich hab mir diesen Artikel übrigens sofort auf der eigenen Platte gespeichert, vielleicht kann man das mal im Unterricht einsetzen, wenn es ums Thema Mobbing geht, man aber nicht sofort einen direkten Bezug zum Schulalltag herstellen will.

Vom anderen Fall war ich dann irgendwie etwas persönlicher betroffen, ohne dass ich mich so sehr emotional drüber aufregen würde: Nach Schwarzgeldern, schwarzen Konten jetzt eine Schwarze Liste – diesmal betriffts die Lehrer. In der Jungen Welt erfahren wir auch das entscheidende Problem von der GEW: „Es ist völlig unklar, wer mit welcher Begründung welche Personen auf diese Liste setzt.“
Ich war ja Freitag auf dem 2. Hessischen Demokratietag, dort war ich in einem Workshop, in dem es um einen offenen Austausch über Qualität an Schulen ging. Ich hab dann irgendwann gegen Ende mal was gesagt, nämlich dass ich es bemerkenswert fände, dass wir in der ganzen Diskussion um Qualität eigentlich bislang nur darüber geredet hätten, was sich verändern müsse und das sei ja sehr bezeichnend für den Zustand der Schule. Außerdem wies ich darauf hin, dass echte Veränderung in einem Prozess von den Schulen selbst vorgenommen werden müsse, alle von „oben“ vorgegebene und im Ergebnis festgelegte Veränderung sei der Sache nicht dienlich. Im anschließenden Beitrag widersprach mir eine Dame sehr energisch und vertrat in etwa die gegenteilige Position, was mich zunächst ob der Heftigkeit etwas verblüffte. Als ich sie jedoch später in einer Pause, in der wir die Möglichkeit hatten, Infomaterialien verschiedener Organisationen einzusehen, hinter dem Stand des Hessischen Kultusministeriums sah, ergab das Ganze dann einen Sinn. Zu doof nur, dass wir auf der Veranstaltung alle mit Namensschildchen rumliefen…

Nachtrag:
Mir fiel gerade ein, dass ich vielleicht eh schon vorher auf der Liste gestanden haben könnte, weil ich mal zu AStA-Zeiten ne Pressemitteilung namentlich unterstützt hab, die dem damaligen Minister für Wissenschaft und Kunst, Udo Corts, nahegelegt hat, wegen seines wenig ausgeprägten demokratischen Verständnisses zurückzutreten (weiß nicht mehr, was der genaue Anlass war). Jedenfalls finde ich die PM nicht mehr, der AStA der Uni Gießen hat sein Internet-Archiv jetzt dem schicken Corporate Design geopfert…

Demokratie

Während ich gerade Hart aber Fair schaue mit Lafontaine, Gabriel, Künast, Westerwelle und Koch (von links nach rechts), kommt mir so der Gedanke, dass sich in den nächsten, sagen wir zehn Jahren eine Entwicklung auftun könnte, die den bisschen demokratischen Prinzipien in Deutschland schaden könnte: Ich glaube, dass die Menschen in Deutschland sich in der parlamentarischen Demokratie immer weniger wiederfinden werden. Die einzigen, die derzeit wissen, welche Partei sie wählen werden, sind die auf Seiten des „bürgerlichen Lagers“ (was ein hässlicher Begriff, schließlich kann jeder Bürger wählen und nicht nur diejenigen sind Bürger, die FDP oder CDU/CSU wählen). Wenn sich dieser Koalition in der nächsten Legislatur durchsetzt und ihre Wahlprogramme weitestgehend umsetzen werden, wird sich das, was sich momentan schon an Protestpotenzial in Parteien wie der Linken wiederfindet, noch stärker ausbilden, ohne allerdings von Parteien wirklich eingebunden werden zu können. Sprich: Bei einer schwarz-gelben Koalition wird sich der Protest (=gesellschaftliche Spaltung) radikalisieren. Und was dann bei der nächsten Bundestagswahl bei rauskommt, möchte ich nicht mutmaßen.

PS: Ich bin ja gespannt, wie stark die Piraten-Partei wird, die dort, wo sie inhaltlich wird, interessante Ansätze verfolgt. Vielleicht hat sie gerade wegen ihrer Aussagelosigkeit zu vielen gesellschaftlichen Themen (Wirtschaft, Arbeit, Umwelt…) eine große Chance, die Volkspartei der Zukunft zu werden…