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Schlagwort: Prokrastination

Podcastnation

Während ich Sinnvolleres zu tun hätte, grüble ich nun seit einer Weile über eine Wortneuschöpfung aus den Begriffen Podcast und Prokrastination. Jedenfalls sind Podcasts schon so „in“, dass die jungen Kolleg:innen an der Schule sie als Unterrichtsmethode verwenden. (Also wieder „out“?) Meine Kritik, dass Podcasts nur unter der Bedingung regelmäßigen Contents funktionieren – ähnlich wie ein Blog -, wurde ignoriert und das einmalige Projekt im Unterricht angegangen.

Ich habe den Eindruck, dass es in der letzten Zeit eine Schwemme an neuen Podcasts gegeben hat. Vielleicht entwickelte sich das parallel mit dem verstärkten Versenden von Sprachnachrichten. Über Letzteres entwickelte sich neulich ein Hashtag (das ist bei Twitter ein Begriff für „Diskussion“ oder „Aufregung“ oder „Provokation“) namens #Sprachnachrichten.

(Wenn mich jemand früge: Die Person, die eine Sprachnachricht versendet, zieht sich fein aus der Affäre, denn der andere muss jetzt die Leistung aufbringen, die wichtige von der unwichtigen Information zu trennen. Schreibend würde man sich wohl kaum die Mühe machen, einen Text zu verfassen, der 2-3 Minuten lang gelesen werden muss – Ulay, was leesen! – , um eine oder zwei relevante Infos darin zu verstecken. Aber klar, es gibt sicher auch Vorteile für den Hörer. Ich finde die ungewollten Informationen sehr unterhaltsam, wie z.B. wenn jemand während der Sprachnachricht seinen Bus verpasst oder sowas. Ein Problem bleibt natürlich die fehlende Durchsuchbarkeit.)

Könnte es sein, dass die Produzent:innen von Texten einfach schreibfauler geworden sind und deswegen eher jetzt Podcasts machen? Ein Vorteil könnte auch sein, dass der Text nun eben mehr „passiert“ und man den Inhalt nicht so auf den Punkt bringen muss.

Was ich ganz gut finde, ist, dass der Deutschlandfunk aus seinem Radioangebot Podcasts macht. In solch kürzeren oder längeren Versatzstücken erschafft er so durchsuchbares Radio. Da gabs jetzt in Studio 9 ein ganz gutes Gespräch mit Bernd Ulrich, das klang während der Autofahrt vorhin recht klug, was der so antwortete.

(Ich war mit Anne auf der Rückfahrt von Münster, wo wir auf ein Oddisee-Konzert wollten. Das wurde aber noch spontaner abgesagt. Also entschieden wir spontanst, uns gestern Abend bei unserem nicht stornierbaren Hotel die Zeit zu vertreiben.)

Es stellt sich mir in meiner Erinnerung so dar, als hätte Ulrich in dem Radiogespräch nebenbei nahezu sämtliche Gegenwartsprobleme mit dem Klimawandel verknüpft. Vielleicht wirkte es aber auch nur so klug, weil ich ja hauptsächlich noch Auto fuhr und wir uns nur nebenbei die Zeit vertrieben.

Können eigentlich nur Individuen prokrastinieren oder geht das auch bei ganzen Gesellschaften? Vielleicht wäre das ein moderner Problemlöseansatz, so nach dem Motto: OK, wir wollen (gefühlt: können) nicht das sofort Notwendige zur Bekämpfung der Erderhitzung tun, dann machen wir erstmal was anderes moralisch Sinnvolles und sorgen z.B. dafür, dass wir nicht so rassistisch sind.

Die „Diskussion“ um Disneys Arielle fand in einer anderen Folge auch Widerhall. Ich finde es ganz schön krass, wie viele Leute ihren Rassismus mit dem Unwillen zur Veränderung begründen. Was würde wohl Mermaidman von alledem halten? Und was würde Friedrich Merz von Meerjungfraumann halten?

Min.

Während ich das Design der Seite abändere, um es zu entschlacken, stellt sich mir die Frage, warum Minimalismus (zumindest stellenweise) mehr und mehr in Mode kommt. Vielleicht liegt das am Verlangen nach mehr Inhalt (im Sinne von mehr Tiefe, nicht mehr Content). Die Idee zur Veränderung hatte ich, nachdem ich auf diese Sache gestoßen bin: write.as. Sagt viel über mich aus, dass ich anfange, am Layout zu basteln, anstatt zu schreiben.

Zeitmanager

Gestern hatten wir an unserer Schule einen pädagogischen Tag. Für die Schüler bedeutet das, sie haben einen Tag frei. Die Lehrer müssen arbeiten. Das Thema war Zeitmanagement. Durch den Vormittag führte ein Mensch, der sich wohl auf dieses Thema spezialisiert hat und in Firmen&Co solche Workshops anleitet. Es wurden zunächst einige Modelle und Prinzipien vorgestellt:

Zu Prokrastination (Stichwort: „Die Faulheit steigt mit den Möglichkeiten.“) verlor unser Zeitmanager kein Wort. Interessant fand ich die Unterscheidung zwischen Effektivität und Effizienz: Tue ich die richtigen Dinge? (Effektivität) Oder tue ich die Dinge richtig? (Effizienz) Allerdings würde ich die beiden Begriffe nicht (so) unterscheiden. Ich halte das eher für einen rhetorischen Trick, um Verblüffung zu erzeugen, nachdem jeder trotz Grübelei nicht auf die Unterschiede der beiden Begriffe gekommen ist.

Im Grunde hatte ich das Gefühl, dass sich alles eher an Führungskräfte richtete. Schließlich gab der Workshopleiter uns Anekdoten mit auf den Weg, wie bspw. die von jenem hart arbeitenden Menschen, der zum ersten Mal in seinem Leben 3 Wochen Urlaub am Stück genommen habe. Als dieser dann nach den 3 Wochen seine Arbeitsmails abgerufen habe, seien das so viele gewesen, dass er sie alle in einen Extraordner verschoben habe, um sie sich später anzusehen. Nach Monaten sei ihm dann der Ordner mit den nichtbeantworteten Mails eingefallen. Da habe er für sich gemerkt: Es sei ja auch so gegangen.

In der sich anschließenden Gruppenarbeitsphase zog ich mich ins Bürro zurück, um mich weiter um den Zeugnisdruck zu kümmern (der Kollege, der das üblicherweise macht, war erkrankt), und dachte darüber nach, wieviel Arbeit durch die nicht beantworteten Mails wohl an anderen hängen geblieben war.

Wenn sich in unserer Schule alle nur noch an die erlernten Zeitmanagementregeln halten würden, wären wir sicher bald keine Teamschule mehr.

Faul

Die neue ARTIC ist draußen, Stichwort: faul. Um den Titel zu unterstreichen hat die Produktion des Heftes diesmal 4 Jahre gedauert. Ich konnte gestern während eines Geburtstagsbrunch einen Blick ins Heft werfen. Einen Text habe ich dann etwas näher geleesen, also nur überflogen. Ging um die Vertreibung aus dem Paradies, Sisyphos und Prometheus. (Frage mich gerade, ob es nicht doch ein Geier war, der sanft Prometheus Leber pickte.)  Ich fand den Text zunächst etwas wirr, merkte aber auch, dass ich gerade nicht die Muse zum Lesen hatte und wollte dem Text gegenüber nicht unfair daherreden, insbesondere während zwei Redaktionsmitglieder des Magazins am Tisch saßen. War ganz gut, weil ich nämlich später bemerkte, dass der eine selbst Verfasser eben dieses Textes war.

Ein weiterer Text stammt von Malewitsch, der in der ARTIC wohl zum ersten Mal in gedruckter Form erscheint: Die Faulheit als tatsächliche Wahrheit der Menschheit. Habe ihn gerade angefangen zu lesen, war aber etwas faul und hau deswegen meine Hauptkritik sofort raus: Wovon Malevich oftmals redet, wenn er Faulheit sagt, ist meiner Meinung nach Zufriedenheit, Ruhe oder Pause. Also glückselige Momente, nachdem man gearbeitet hat. („Andererseits ist die Faulheit der Garant und Motor der Arbeit, schließlich kann man Faulheit nur durch bzw. über die Arbeit erreichen.“) Ich finde aber, dass zu echter Faulheit gehört, beim Sichaufraffen zu scheitern:

Ganz gut gefällt mir, dass er der Aussage widerspricht, Faulheit sei die Mutter aller Laster. Dem widersprach auch Kierkegaard schon, der den bekannten Satz in „Langeweile ist aller Laster Anfang“ umbedeutet haben wollte (wenn ich mich gerade richtig erinnere). Also, ungefähr so: Wenn einer nichts macht, heißt das nicht, dass nichts passiert. Momente der Ruhe / Pause / Entspannung ermöglichen oftmals erst kreative Prozesse. Nur wenn wir uns mit uns selbst langweilen suchen wir nach Ablenkung=Laster. So hab ich Kierkegaard damals verstanden und in eine ähnliche Richtung schreibt Malewitsch stellenweise – vermute ich. Habs ja nicht richtig gelesen.

Der Einband der ARTIC ist mit Jeansstoff aus alten Hosen beklebt. Das war und wird wohl ganz schön viel Arbeit. Erinnert mich ein bisschen ans Flyerfalten zu AKBp-Zeiten. Was Diego gefallen wird: In zehn der tausend Ausgaben des Magazins befindet sich ein echtes Faultierhaar. (Das Gesicht vom Zoodirektor hätte ich gerne gesehen, als er den Brief zur Anfrage las.)

So, ganz schön viel Text, dafür dass ich eben zu faul war, Malevich Text zu lesen. Nennt man wohl Prokrastination.  Diego meint übrigens, dass die Kunst darin besteht, die eigentliche Arbeit mit anderer sinnvoller Arbeit aufzuschieben. Ziemlich k l u k.

Poincaré

Da ich nicht schlafen konnte, habe ich verschiedenste Musik gehört, bis ich schließlich mal wieder bei dem Liveauftritt der Omar Rodriguez Lopez Group in Los Angelos gelandet bin: Sie spielen dort „Un buitre amable me pico“ und „Poincaré“ hintereinander, was ich in dieser Form extrem gelungen finde. Vor allem das Schlagzeug, aber auch insgesamt der Rhythmus hauen mich um.

Mir hat dann keine Ruhe gelassen, wovon die Frau dort wohl singen mag. Da ich kein (Gossen-?)Spanisch kann, musste ich ziemlich lang und umständlich mit dem Google-Übersetzer rumfummeln, bis ich ein halbwegs brauchbares Ergebnis hatte – das sollte man jedoch nicht als Übersetzung ansehen, da haben ich und Google sicher einiges Neues beigemischt. Auf Youtube scheinen sich auch einige Kommentatoren für den Text zu interessieren. So hab ichs jedenfalls ins Deutsche gebracht:

 

Ein Geier pickt mich sanft (Un buitre amable me pico)

Ich bin, was zwischen den Abständen geschieht,
Zeit gefüllt mit Worten,
Bis die Minuten davonfliegen,
Wer auch immer sie nimmt.

Schlaganfall/Schriftzeichen – die Lösung, wenn ich aufwache,
Um einige Momente zu vergessen,
Die ich am Ufer des Flusses anhäufe,
Um Dich abzutragen.

 

Poincaré

Ich sah nicht die Weisheit der Gegenwart,
Zerstreuung,
Ruhe ist unauslöschlich.

 

Im Original lauten die Texte laut diverser Songtextseiten folgendermaßen:

Un buitre amable me picó

Soy lo que sucede entre distancias
Tiempo lleno de palabras
Hacia donde parten los minutos
Quien se los llevara?

Trazo solucion cuando me despierto
Mis momentos pa‘ olvidar
Lo que acumulo, la orilla del rio
Tuyo para deshacer

 

Poincaré

No miré
lo sabio del presente
coso para disipar
la calma es indeleble

„Trazo“ kann Schlaganfall aber auch Umriss, Strich oder Schriftzeichen bedeuten. Und beim Suchen nach einer Übersetzung des 2. Titels bin ich dann auf Henry Poincaré gestoßen. Er wird in Wikipedia als letzter Universalgelehrter bezeichnet, da er sich neben Mathematik unter anderem auch mit Geodäsie sowie Physik beschäftigte. Die Sätze, die dort zu seinen philosophischen Betrachtungen stehen, helfen womöglich, das Lied zu verstehen, sind aber auch so interessant:

Er schrieb auch philosophische Abhandlungen zur Wissenschaftstheorie und begründete dabei eine Form des Konventionalismus. Er trennte das Faktische von der Definition. Auch lehnte er die Klassifizierung in die beiden Extrema Idealismus und Empirismus ab und es gelang ihm in seiner Philosophie eine Verquickung von geistes- und naturwissenschaftlichen Fragestellungen.
Geprägt vom Fortschritts-Paradigma und Optimismus des 19. Jahrhunderts ging Poincaré mit einem mathematischen Naturverständnis und dem Experiment an die Arbeit. Er klammerte jedoch bewusst die Suche nach der Wahrheit als letzter Realität aus und operiert nicht mit metaphysischen Objekten – gewissermaßen formuliert er Aufklärung neu.

Und in dem im weiteren Verlauf des Artikels verlinkten Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten von Robert M. Pirsig liest man:

Der Name Zen im Titel des Werks Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten steht symbolisch für die Auffassung, dass eine bestimmte Herangehensweise zu Problemlösungen im Bereich der Technik führen kann. In dieser Herangehensweise hat der Beobachter sich selbst noch nicht so weit von der beobachteten Welt getrennt, dass er nur noch statische, unveränderliche Dinge vor sich sieht, die den Zwecksetzungen des Beobachters entsprechend funktionieren oder nicht funktionieren. Der Beobachter in dieser Herangehensweise ist noch so weit mit den Dingen verbunden, dass er Neues wahrnehmen kann, und dass er auf diese Weise die Dinge – und damit seine Welt – dynamisch den auftretenden Problemen anpassen kann.

Naja, keine Ahnung, wie das zusammenhängt. Jedenfalls stelle ich fest, dass ich mich nun seit etwa vier Stunden mit dem Thema zerstreue, anstatt zu schlafen. Was der Zerstreuung übrigens ganz besonders dient, wenngleich die Tonqualität miserabel ist, sind Omar Rodriguez Lopez, Flea und John Fruiscante bei diesem Auftritt 2004:

Grinding

Dank meines Crowdfundinganfalls vor ca. einem Jahr – was Crowdfunding ist, erfährt man z.B. von Diego – besitze ich seit einigen Tagen eine Kaffeemühle. Der ROK Coffeegrinder gefällt mir tatsächlich ganz gut. Vorteil: Das Teil braucht keinen Strom. Nachteil: Man muss per Hand grinden. Dieses geht aber doch spürbar einfacher als bei einer gewöhnlicheren Handmühle. Das Justieren des Stahlmalwerks – optional wohl auch als Keramikvariante vorhanden, keine Ahnung, was das bringt – lässt deutlich feineres Kaffeemehl zu als bei meiner elektrischen, die etwa gleich teuer war. Wenn man es arg fein einstellt, ist es beim Mahlen dann auch fast so laut wie bei einer elektrischen Mühle. Das feine Mehl führte beim ersten Versuch dann auch gleich dazu, dass ich den Hebel der La Pavoni trotz aller Kraftanstrengungen nicht oder nur kaum bewegen konnte. Ganze drei Tropfen hochkonzentrierter Espressobrühe konnten herausgepresst werden. Mittlerweile funktioniert das etwas besser und ich muss sagen, dass ich die Wichtigkeit der Feinheit des Kaffeepulvers unterschätzt habe.

Noch wichtiger ist es allerdings, den Kaffee mit guten Menschen entspannt zu genießen. Das sollte man hin und wieder auch mit einfachem Filterkaffee tun. Hilft ungemein, um kein Kaffeenazi zu werden.

grinder

rok

Bibliothekswetter

Zum Korrigieren bin ich jetzt seit Langem mal wieder in die UB. Und was passiert? – Zack, hab ich mich zum Kaffeetrinken unten getroffen. Das Wetter lädt aber auch wieder zum Prokrastinieren ein, Junge. (Alter, sind die Leute hier klein geworden. Und die Gesprächsthemen meiner Holzbanknachbarn auch.)20151012_001

Cagebirds

Gestern bin ich im Keller Theatre gewesen, um mir das Stück The Cagebirds anzusehen. Die Darstellerinnen haben es überzeugend hinbekommen, ich kam mir vor, als beobachte ich einen menschlichen Vogelkäfig. Nicht nur mir hat es gefallen. Gut fand ich auch die Idee von Sascha, als Eröffnungslied Boys Are Back in Town umzudichten und mit der Gitarre Birds Are Back in Cage zu singen. Auch die Lieder, die er und seine beiden anderen Musikkollegen im Anschluss gespielt haben, waren hörenswert, unter anderem The Lovecats. Disarm hatte ich auch ewig nicht gehört. Es gibt nächstes Wochenende noch zwei Aufführungen.

PS: Besonders zu erwähnen ist natürlich der Acting Specialist des Stücks, auch wenn er gestern nicht da war.

Crowdfunding: Massenegoismus

So langsam wird es mal Zeit, hier über diverse Crowdfundingprojekte zu berichten, die ich in der letzten Zeit unterstützt habe. Zunächst wäre da natürlich das Telefon, mit dem ich diesen und die letzten Beiträge erstellt habe. Nach beinahe zwei Jahren Nutzung muss ich mittlerweile sagen, dass ich das Betriebssystem ziemlich gut finde und es gerne täglich nutze. Meiner Meinung nach ist die Bedienung der anderen Smartphones überlegen – wenngleich man aufpassen sollte, keinen Swipedaumen zu bekommen.

20150822_025Am Freitag kam dann meine Uhr, die eigentlich bereits im März verschickt werden sollte. Da gab es schon viel Rumgeheule in der entsprechenden Community. Dass das Design gelungen ist, bestätigte mir gestern in der Berghain-Schlange eine ganz sympathische Hipsterella. Die war zwar nicht davon beeindruckt, dass die Uhr auch blinken kann, aber die Tatsache, dass sie mit ihrem Hipster-Begleiter reingelassen wurde, der wiederum für seinen Norwegentrip – „Ich will da so durch die Fjorde wandern und wenn es regnet, will ich gut aussehen!“ – eine ganz spezielle gelbe Regenjacke online suchte, einen Friesennerz, wie sich herausstellte, bestätigte meiner Uhr einen gewissen Stylefaktor. Nevo bewirbt sie als erste analoge Smartwatch. Es gibt derzeit wohl noch viele Probleme mit der App. Die kann ich aber eh nicht ausprobieren, da mein Supertelefon Android nur bis Version 4.1 emulieren kann. Also bleibt mir erstmal nur der Stylefaktor.

Vermutlich im September kommt übrigens das passende Tablet zum Telefon. Viel spannender als die Hardware wird da jedoch sein, wie sich die Änderungen in SailfishOS 2.0 so machen werden. Das soll dann auch mit etwas Verzögerung aufs Telefon kommen, daher nicht irrelevant.

Gespannt bin ich auch auf den Coffee-Grinder, der mit seinem Mahlwerk speziell für Espressomehl gut geeignet sein soll. Der Vorteil ist, dass er nicht elektrisch ist. Das erhöht neben dem Style- auch den Gutmenschenfaktor meiner Küche.

Schade finde ich, dass das Projekt AguaClara, welches ich als Weihnachtsgeschenk für jemanden finanziert hatte, seinen Zielbetrag damals nicht im Ansatz erreichen konnte. Vielleicht lag es an einer mangelhaften Kampagnendurchführung – denn das sollte klar sein, dass Crowdfunding meist eine ganz spezielle Form von Werbung für ein Produkt ist. Nevo schreibt dazu, wie man das am geschicktesten machen sollte. Irgendwie ziemlich entlarvend. Ich glaube aber eher, dass Crowdfunding grundsätzlich funktioniert, wenn es dem Einzelnen etwas konkret bringt. Insofern kann man von Massenegoismus sprechen.

Der größte Vorteil für mich ist das zeitversetzte Konsumieren. So kann ich Geld ausgeben und irgendwann kommt ein tolles neues Spielzeug, über das ich mich freuen kann. Das ist dann quasi wie ein Geschenk, da ich das Bezahlen schon wieder vergessen habe. Toll, was?

Brot

Beim Surfen habe ich gerade einen nettes Video gefunden: Making No-Knead Bread. Der Hinweis darauf fand sich auf indexhibit.org, klang auch ganz interessant, aber ich hab kein Linux installiert, also werde ich mit schmutzigen URLs leben müssen. Auf indexhibit.org bin ich gestoßen, weil ich auf dieser kleinen Seite ein amüsantes Schriftartensuchspiel gestartet habe. (Das hat mich schwer an Prokrastination erinnert.) Hingeführt wurde ich von typophile.com. Dort war ich wegen eines Forenhinweises zu einem Telepolis-Artikel: Digital ist besser – oder doch nicht? Geklickt hab ich auf den Artikel, weil mich das Thema rund um die Zukunft des Buches sehr interessiert. Was das Ganze mit Brot nunmehr zu tun hat, weiß ich auch nicht, außer dass die Verknüpfungen selbst in Zukunft vielleicht die inhaltlich sinngebenden Zusammenhänge darstellen werden: As We May Think.

Wenn mehr Möglichkeiten weniger Freiheit bedeuten

Mit den modernen Kommunikationsmöglichkeiten steigen die Freiräume des Einzelnen. … – Weit gefehlt: Neulich berichtete ein Ausbilder im Studienseminar, dass es noch vor rund zehn Jahren üblich gewesen sei, die schriftliche Unterrichtsvorbereitung in ausgedruckter Form morgens vor der Unterrichtsstunde vom Referendar in die Hand gedrückt zu bekommen. Heute ist es üblich, dass wir LiV (=Lehrkfräfte im Vorbereitungsdienst) am Vortag abends den Entwurf dem Ausbilder zumailen, in der Regel bis 18h. Wenn ich das Lernverhalten meiner Schüler und auch mein eigenes beobachte, schließe ich daraus, dass es früher viele Referendare gab, die eine durchgemachte Nacht hinter sich hatten, um morgens den Entwurf frisch ausgedruckt mit in die Schule bringen zu können. Das ist im heutigen Ausbildungssystem nicht mehr möglich. Ausnahmsweise hat das mal nichts mit der Reform des Systems, sprich: der Modularisierung zu tun, sonder mit der „Reform“ der Kommunikationsmöglichkeiten.

Das ist ausnahmsweise mal kein Gejammer, ich will weniger wertend diesen oder jenen Zustand bevorzugt darstellen. Es ist aber bemerkenswert, dass auf nahezu selbstverständliche Weise durch den Zuwachs an Möglichkeiten die Selbstbestimmtheit verloren geht.

Gestern erzählte mir ein Freund eine amüsante Geschichte: Ein Jugendlicher sei auf ihn zu gekommen und sagte, er brauche Hilfe beim Schreiben seines Praktikumsberichts. Das heiße, formuliert sei er schon, er müsse aber noch ins „Internet geschrieben“  werden. … – Als er das erzählte, dachte ich zu aller erst, dessen Schule habe ein Online-System entwickelt, um Praktikumsberichte „praktischerweise“ einfacher darzustellen. Dann dachte ich, dass man das bestimmt nutzen könne, um im Stil von Blogeinträgen die Schüler in Zukunft zu Tagesberichten zu veranlassen. Ich dachte an die Praktikumsberichte, die ich bislang geschrieben hatte und vor allem, wie ich diese geschrieben hatte, und bekam eine leichte Dystopie-Blässe  im Gesicht. Besagter Freund spannte mich glücklicherweise nicht länger auf die Folter und offenbarte mir, dass für den Jugendlichen die Begriffe „Computer“ und „Internet“ dasselbe bedeutet hätten und er einfach den Bericht digitalisieren wollte. … Da bin ich noch mal mit dem Schrecken davongekommen.

Aber wer weiß, toll wärs schon, wenn man als Lehrer mal sehen könnte, zu welcher Uhrzeit die Schüler ihre Hausaufgaben machen. „Aufsatz veröffentlicht von Artur am 10.01.2017 um 07:22 Uhr in der Kategorie ‚Erörterungen‘ “ Mann, das wäre ein Machtzuwachs. – Solange die Schüler nicht mitbekommen, wann ich meinen Unterricht vorbereite…

PS: Wer hier was Philosophischeres erwartet hat, muss zwischen den Zeilen lesen. Mein Verständnis von „Freiheit“ hat übrigens wenig mit „Freiräumen“ zu tun…

Prokrastination

In letzter Zeit mach ich mir gelegentlich Gedanken zum Thema Prokrastination, um unliebsame Aufgaben nicht sofort erledigen zu müssen. Mir kam dabei der Gedanke, dass diese dunkle Macht, die sich schon in alten Sprichwörtern verbarg, durch die Möglichkeiten durch das Netz im Umgang mit Wissen sich erst so richtig entfalten kann. Wenn ich bspw. sehe, wie viele Schüler sich informieren, sei es, weil es eine Hausaufgabe war oder weil wir über einige Stunden projektartig zu einem Thema arbeiten, dann fällt auf: Viele drucken sich z.B. Wikipedia-Artikel aus, in denen die gewünschten Informationen drin stehen. Das Wissen, die benötigten Informationen sind also schwarz auf weiß vorhanden. Viele verstehen einfach nicht, dass es die wesentliche Aufgabe ist, sich die Informationen selbst anzueignen und sie nicht nur zur Hand zu haben – oder sie verstehen es sehr wohl und das Aufschieben findet statt, weil es vielleicht mit Unannehmlichkeiten verbunden ist, den Text zu lesen und die benötigten Informationen rauszuschreiben. Sprich: Die Faulheit steigt mit den Möglichkeiten.

Jetzt wäre es nicht nur unfair sondern würde auch zu einem falschen Bild führen, wenn ich bei den „faulen Schülern“ stehen bleiben würde: Ich kämpfe ja tagtäglich selbst gegen die verschiedensten Aufschiebestrategien. Unterrichtsvorbereitungen mal eben schnell aus dem Netz gezogen (wobei das auch gar nicht unbedingt schneller geht), anstatt sich selbst Gedanken für die Stunde zu machen, gehört da genauso dazu, wie Blog-Artikel zu schreiben, wenn man eigentlich Wichtigeres zu tun hätte… – Apropos: Ich führe die Gedanken vielleicht an anderer Stelle mal fort…

PS: Wer weiß, wie viele wichtige Gedanken, Ideen und Projekte in Prokrastination geboren sind.