Zum Inhalt springen →

druckschrift.net Beiträge

Einfach mal mit dem Rad zur Arbeit fahren

Während in den USA gerade Bike Month ist, kommt die HLB laut Patrick auf interessante Ideen:

Mo-Fr von 06:00 bis 09:00 und 16:00 bis 19:00 Uhr steht der Mehrzweckbereich nicht für die Fahrradmitnahme zur Verfügung, solange dieser für Stehplätze benötigt wird.
(Quelle: ADFC)

ÖPNV in D – K tA St ρ fE. Vielleicht sollte man die alten Dieselloks wieder reaktivieren, damit mehr Fahrräder transportiert werden können. Naja, da lausche ich lieber dem Podcast As Easy As Riding A Bike (To Work) und lächle.

Derweil re-verstaatlicht Großbritannien diverse Zugstrecken. Warum? Teure Tickets und etliche Zugausfälle:

Die Medien waren voll von wütenden Pendlern, die Konsequenzen forderten. Andere reagierten mit Humor. Ein Spieleentwickler stellte das Spiel „Southern Rail Tycoon“ ins Netz. Das Ziel des Spiels ist es, von möglichst vielen Fahrgästen Geld kassieren und dann so viele Zugfahrten wie möglich ausfallen zu lassen.

Weltbienenrat

Im DLF gibt es ein Interview zu Bienen und ökologischer vs industrieller Landwirtschaft. Darin gibt es einen lustigen Versprecher, als der Bienenexperte „Weltagrarrat“ sagen wollte. Die von der Weltbank beauftragten wissenschaftlichen Untersuchungen kämen zu dem Schluss, dass langfristig die Weltbevölkerung nur ernährt werden könne, wenn die Landwirtschaft folgende Bedingungen erfülle:

  • minimaler Pestizideinsatz
  • keinen Kunstdünger
  • keine gentechnisch veränderten Pflanzen
  • regionale Produktionsmethoden

Ausgangsfrage war demnach von der Weltbank folgende: Wo sind die größten Risiken der Weltwirtschaft in Zukunft? Antwort: Hungerrevolten.

Derweil kann man sich auch fragen, wie viel Wasser beim Sojaanbau in Brasilien dafür draufgeht, dass ich ein Rindersteak esse. Stichwort: Virtuelles Wasser, wie Diego heute morgen sagte, als wir über Steuerungsmechanismen und Verantwortung in Bezug auf Nachhaltigkeit sprachen. Ich finde es dabei irgendwie Augenwischerei, wenn dem Verbraucher die Verantwortung für ökologisches Bewusstsein in die Schuhe geschoben wird. Das dachte ich mir schon beim Film zum Thema Landgrabbing, den ich im Januar auf der Globale gesehen hatte. Kann der Weltbienenrat nicht mal eine Nachhaltigkeitssteuer auf sämtliche Waren erheben, die sich nach langfristigen Kriterien richtet?

Das Zittern der Maschine

Die Illusion der Gewissheit ist ein Essay von Siri Hustvedt (Die zitternde Frau), über den im Deutschlandfunk berichtet wurde: Rezension („Das Leesen des Buches ist schwere Arbeit“) und Interview („KI wird nicht in der Lage sein, Emotionen zu entwickeln“).

Im Grunde geht es glaube ich mal wieder um das Leib-Seele-Problem, wenn auch vielleicht nicht direkt. Ich stelle ja in letzter Zeit immer wieder fest, wie körperlich viele Dinge doch sind, von denen ich es vorher nicht annahm. Vielleicht werde ich alt. Jedenfalls spricht sie mir beim Thema KI&Co aus der Seele. Wenn sie mit ihren Thesen daneben läge, würde sie mir – logisch – aus dem Leib sprechen.

Findet es noch jemand witzig, dass sie Siri heißt? Und warum findet  derzeit jeder HAL interessant, anstatt sich mal bspw. auf SHODAN zu beziehen, wenns um verrückte KIs geht:

Baby on board

Can This AI-Powered Baby Translator Help Diagnose Autism?

“Misidentifying false positives is not risk-free,” he says. “We’re talking about changing a way a parent thinks about their child and interacts with them, which in and of itself can influence their development.” With research about how to best help neurodiverse kids flourish already lagging far behind the field of AI-based autism detection, and access to the resources that are available unequally distributed through society, algorithms won’t be enough to democratize good outcomes.

Dritter Versuch

Kennt ihr das, Filme immer wieder zu schauen, weil man nicht komplett durchgehalten hat? Versuche den dritten Abend in Folge bei diesem an sich unterhaltsamen Film wach zu bleiben: Die Azteken-Mumie gegen den Menschen-Roboter. Das erinnert mich an Zwei bärenstarke Typen, welchen ich ne Weile mal sehen wollte, es aber nie schaffte durchzuhalten und zur DVD-Menü-Musik, die sich ständig wiedderholte, irgendwann wieder wach wurde. Derweil ist es gerade nach 1:00 und draußen zwitschern die Vögel immer noch eifrig. Na dann, gute Nacht.

Nachtrag (10.5.):
Mist, hat wieder nicht geklappt.

Hydra

Ich schrieb neulich über Dienste und so. Nachdem ich nun schon eine Weile auf Android und Whatsapp verzichte (naja, ist ein bisschen gefuddelt, gelegentlich ruf ich whatsapp auf nem anderen Telefon im Wlan noch ab), muss ich sagen: Ich komme gut zurecht. Das liegt wohl daran, dass ich immer noch ziemlich viel von den großen Diensten nutze. Googles Youtube zum Beispiel. Facebook vermisse ich tatsächlich nicht, auch wenn ich mir überlegt habe, wieder einen Account zu erstellen, um einen Terminfeed von lokalen Events zu haben. Jetzt ist mir aufgefallen, dass ich einen Dienst bei meinen Überlegungen vollkommen vergessen habe: Amazon. Gut, ich habe meine Prime-Mitgliedschaft vor kurzem gekündigt. Und Bücher kauf ich grundsätzlich lieber woanders. You Were Never Really Here, die Grundlage für den gleichnamigen Film, habe ich allerdings auf die Schnelle nur auf der Amazonplattform gefunden und – Zack – bestellt.

Schlimm finde ich das alles ja nicht. Es geht mir dabei auch nicht um den Kampf gegen Windmühlen, Verschwörungstheorien oder ums Prinzip. Ich sehe es eher als zwanglosen Selbstversuch, nicht von den großen Diensten sich abhängig machen zu lassen. Fühlt sich aber im Moment eher an wie der Kampf gegen die Hydra. Nur langweiliger.

Nachtrag:
Na toll, jetzt bin ich auf Amazon reingefallen: Wenn man was bestellt, ist die Standardeinstellung für die Versandart „prime“ und nicht „Standard“. Hydra.

Christen fuddeln fett

Ich bin heute über die Losung gestolpert. Nach dem gelosten Vers aus dem Alten Testament („Ich bin dein, hilf mir!„) und dem dazu passend ausgewählten Vers aus dem Neuen Testament („Jesus spricht: In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.„) wird da Sophie Scholl zitiert:

Wie ein dürrer Sand ist meine Seele, wenn ich zu dir beten möchte. Mein Gott, verwandle du diesen Boden in eine gute Erde, damit dein Samen nicht umsonst in sie falle, wenigstens lasse auf ihr die Sehnsucht wachsen nach dir, ihrem Schöpfer. Ich bitte dich von ganzem Herzen, zu dir rufe ich.

Weil mich die Formulierung mit der Seele als dürren Sand berührt hat, habe ich dann ein wenig nach den Umständen gesucht, in welchen sie das aufgeschrieben hat und bin auf den herder-Verlag gestoßen. Dort ist ein Artikel aus der Zeitschrift Christ in der Gegenwart veröffentlicht: Widerstand gegen Hitler – Die letzten Gebete der Weißen Rose. Darin wird über Sophie Scholl unter der Überschrift Trotzdem rufe ich „Du“ erzählt, dass sie Gott direkt ansprechen müsse, zum Beispiel in einem Eintrag vom 15. Juli 1942:

Wie ein dürrer Sand ist meine Seele, wenn ich zu Dir beten möchte, nichts anderes fühlend als ihre eigene Unfruchtbarkeit. Mein Gott, verwandle Du diesen Boden in eine gute Erde, damit Dein Same nicht umsonst in sie falle, wenigstens lasse auf ihr die Sehnsucht wachsen nach Dir, ihrem Schöpfer, den ich so oft nicht mehr sehen will. – Ich bitte Dich von ganzem Herzen, zu Dir rufe ich, […]

Das liest sich anders, ehrlicher und eher wie etwas, das ich schonmal in einem etwas anderen Zusammenhang erwähnt habe. Navid Kermani zitiert im Kapitel Die Schoa aus Jossel Rakovers Wendung zu Gott:

[Gott Israels,] Du aber tust alles, daß ich an dich nicht glauben soll. […] es wird Dir alles nichts nützen. Magst Du mich auch beleidigen, magst Du mich auch schlagen, magst Du mir auch wegnehmen das Teuerste und Beste, das ich hab‘ auf dieser Welt, magst Du mich zu Tode peinigen – ich werde immer an Dich glauben. Ich werde Dich immer liebhaben, immer Dich, Dich allein, Dir zum Trotz!

Was hier die Herrnhuter Brüdergemeinde mit Sophie Scholls Gebet gemacht haben, erinnert mich an das, was ich über das Buch Hiob mal irgendwo gelesen habe. Es gibt die Vermutung, dass es nicht einen Verfasser des Buches gegeben hat, sondern mindestens zwei im Abstand mehrerer Jahrhunderte. Dafür spreche, wenn ich mich richtig erinnere, dass die Zahl „3“ wesentliches Gestaltungselement darin sei und plötzlich ein vierter Freund auftaucht, und auch das zum Rest wenig passende Ende, die Rehabilitierung Hiobs, nachträglich eingearbeitet wurden.

Das macht durchaus Sinn, wie ich finde: Hiob besuchen drei Freunde, die ihm entgegenreden, er müsse etwas falsch gemacht haben, sonst hätte Gott sich nicht gegen ihn gewendet. Diesen  Reden widerspricht Hiob jeweils und klagt Gott an. Dann taucht auf einmal ein vierter Freund auf, der nocheinmals Gott verteidigt. Dem Vierten antwortet Hiob nicht. Als schließlich Gott im Sturm erscheint, nimmt Gott Hiob in Schutz, widerspricht seinen drei Freunden, was die denn seinen Diener Hiob so angingen, und weist gleichzeitig Hiob wiederum zurecht: Er wolle die Weisheit dessen in Frage stellen der alles erschaffen hat, zum Beispiel Behemot und Leviathan? („Wo warst du, als ich die Erde erschuf?„) Das Buch Hiob endet damit, dass Hiob einsieht, dass er gegen Gottes Weisheit nicht bestehen kann. Schließlich wird Hiob belohnt mit mehr Besitz und schöneren Töchtern als vorher. Und er stirbt alt und lebenssatt. Yeah.

Allgemeinhin wird aus dem Buch Hiob, glaube ich, die Lehre gezogen, man müsse nur standhaft genug in der Prüfung mittels Lebensleids sein, das Gott uns auferlege, dann würde man belohnt. Ich lese da eher rein, dass es Lebenssituationen gibt, in denen Gott anzuklagen die einzige Möglichkeit ist, den Glauben an ihn aufrechtzuerhalten. Und dieses Lebensleid auszuklammern, wie es die Herrnhuter in dem heutigen Losungstext andeutungsweise gemacht haben, ist nicht in Ordnung.

 

Trauma

Mich hat A Beautiful Day ziemlich begeistert. Die Kameraästhetik und die Schauspielleistung von Joaquin Phoenix haben mich beeindruckt. Die Nahaufnahmen von scheinbar nebensächlichen Details habe ich so verstanden, dass sie den Blick der traumatisierten Hauptfigur widerspiegeln, die sich selbst kaum noch spürt und jeden Tag ums Überleben kämpft. Ich habe nicht verstanden, warum manch einer im Publikum bei der ein oder anderen brutalen Szene gelacht hat. Ist das der Tarrantinoisierung des Publikums geschuldet? Ich habe jedenfalls keinen schwarzen oder skurrilen Humor entdecken können. Nur zwei schwer traumatisierte Menschen, die einander helfen.

Funky salad

Jack Stratton von Vulfpeck im Interview bei CNBC weil Vulfpeck vor Jahren mit dem Album Sleepify bei Spotify Geld verdient hatte, welches man während des Schlafens hören konnte, damit die anschließende Tour kostenlos sei:

Es lohnt sich, ihm genau zuzuhören. Genauso wie beim G-BOMBS Salad Tutorial:

Oder hier:

Iiiiih, Mobilität!

Bei Andreas‘ neuem Auto, einem Hybrid-Passat, hat mich tatsächlich dieses Active Lighting System am meisten beeindruckt. Auch wenn ich zugeben muss, dass der kombinierte Antrieb auch schick ist. Vielleicht kauf ich mir ja den kürzlich auf heise vorgestellten kommenden Audi e-tron. Dort werden mich dann vermutlich die digitalen Außenspiegel am meisten beeindrucken.

Wusstet ihr, dass (zumindest in Deutschland) das Stromtanken nach Zeit und nicht nach kwh, also Aufnahmemenge, berechnet wird? Ich nicht. AC-Laden dauert länger und kostet deutlich weniger als das schnelle DC-Laden. Vielleicht hängt das mit den Kosten für die entsprechende Infrastruktur zusammen. Oder es dient dazu, in Zukunft mit diversen Tarifmodellen Stromtanken noch gewinnbringender zu vermarkten. Denn wer sich für 80.000 € ein Elektro-Auto leistet, tankt dann vielleicht auch häufiger DC. Aber ich hab ja keine Ahnung. Auch davon nicht, was die Blockchain-Technologie mit dem Ganzen zu tun hat.

Derweil kann man natürlich das Ökologiefass aufmachen und fragen, wie umweltschonend der Akku-Einsatz ist. Dieser ganze Energiebilanz-Hype ist, glaube ich, recht neu. Ich finde die Betrachtung zwar wichtig, wundere mich aber, wieso niemand schon früher auf die Idee gekommen ist. Wird das z.B. mit Kohlekraftwerken auch berechnet? Wie viel CO2 wird bei der Herstellung eines Kohlekraftwerks verbraucht, fragt das jemand? Und wie hoch ist der zusätzliche CO2-Ausstoß durch die Leute, die in einem solchen Kraftwerk arbeiten und dahin pendeln müssen im Vergleich zur Herstellung und Unterhaltung von Windkrafträdern? Da wird die Argumentation schnell scheinheilig, finde ich.

Jedenfalls finde ich es wichtiger, den Öffentlichen Personennahverkehr auszubauen, als auf Akku-Mobilität zu setzen, solange es noch keine flächendeckenden autonomen E-Carsharing-Plattformen gibt. Und die daraus resultierenden Stadtarchitekturplanungsänderungsmöglicheiten wären noch ein ganz eigenes Thema. (Diego merkte dazu mal an, dass er es da für wesentlicher hält, die Arbeitszeiten zu flexibilisieren.)

Nachtrag (23.4.): Interview zur Berücksichtigung von Fußgängern bei der Stadtplanung

Glückseligkeitsfilter

Ist es möglich, dass wir durch Konsum und Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken, auch unbewusst, in einen Glückseligkeits-Wettbewerb von Lebensentwürfen geraten, der wenig resiliente Menschen unglücklich macht?

Mal schauen, ob Kant was dazu zu sagen hat:

Das menschliche Leben, auch das geschichtliche, ist nicht auf Glückseligkeit als höchstes Ziel eingestellt, wenn auch von Natur aus jeder nach Glückseligkeit strebt. […] „Der Begriff der Glückseligkeit ist nicht ein solcher, den der Mensch etwa von seinen Instinkten abstrahiert und so aus der Tierheit in ihm selbst hernimmt, sondern ist eine bloße Idee eines Zustandes, welcher er den letzteren unter bloß empirischen Bedingungen (welches unmöglich ist) adäquat machen will. Er entwirft sie sich selbst, und zwar auf so verschiedene Art durch seinen mit der Einbildungskraft und den Sinnen verwickelten Verstand, er ändert sogar diesen so oft, daß die Natur, wenn sie auch seiner Willkür gänzlich unterworfen wäre, doch schlechterdings kein bestimmtes allgemeines und festes Gesetz annehmen könnte, um mit diesem schwankenden Begriff und so mit dem Zweck, den jeder sich willkürlicherweise vorsetzt, übereinzustimmen. Aber selbst, wenn wir entweder diesen auf das wahrhafte Naturbedürfnis, worin unsere Gattung durchgängig mit sich übereinstimmt, herabsetzen, oder anderseits die Geschicklichkeit, sich eingebildete Zwecke zu verschaffen, noch so hoch steigern wollten: so würde doch, was der Mensch unter Glückseligkeit versteht, und was in der Tat sein eigener letzter Naturzweck (nicht Zweck der Freiheit) ist, von ihm nie erreicht werden; denn seine Natur ist nicht von der Art, irgendwo im Besitze und Genüsse aufzuhören und befriedigt zu werden.“
(Kant-Lexikon)

Ich finde Kant ja ziemlich anstrengend zu lesen. Alexander meinte mal, er hätte sich in seinen Hauptwerken auch deutlich kürzer fassen können. Jedenfalls verstehe ich Kant so, als wäre Glückseligkeit kein Zustand sondern das Streben danach.

Soziale Netzwerke neigen dazu, Zustände abzubilden. Also bspw. Bilder mit Glückseligkeitsfilter. Vielleicht müssten die mal eher das Streben nach diesem Zustand abbilden lernen. Dann könnte es sein, dass man merkt, dass man eigentlich was anderes sucht.

Angst Essen Google Auf

Vor Kurzem unterhielt ich mich mit einer Schülerin über ihr vergangenes Prüfungsthema, digitale Demenz. Ich fragte mich, was sie damit meinte. Ob es in die Richtung von Manfred Spitzers Behauptungen Digitale Demenz – Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (E-Book Version kompakt, für die Denkfaulen, tolles Marketing!) gegangen ist? Seine Thesen scheinen übrigens hohe Wellen geschlagen zu haben: OK, Google, Where Did I Put My Thinking Cap? Man könnte da aber auch etwas neutraler vom Internet als externem Gedächtnis sprechen. Oder Supergehirn.

Oder meinte meine Schülerin mit dem Begriff digitale Demenz nicht analoge Ignoranz, sondern dass das Internet – und damit womöglich auch die Menschheit – ständig Dinge vergesse? (Zur Erklärung: Diego hat neulich in der Berghainschlange festgestellt, dass die meisten externen Links auf der AKBp-Seite nicht mehr funktionieren. Soo lange ist das mit dem AKBp nun auch nicht her, siehe Gründungsmythos.) Dabei wird das Internet ja hier irgendwie gespeichert: The Wayback Machine. Die Frage ist nur, ob das als Gedächtnis zählt. Eigentlich wird da ja nicht ein komplettes Netzwerk gespeichert. Vielleicht ist das ein bisschen so, als würde ein Mensch immer alles aufschreiben, aber nicht verknüpfen und sortieren. Ein Gedächtnis funktioniert also eigentlich nur mit einer Instanz, welche die Erinnerungen sortieren und aufbereitet darbieten kann. Sowas wie Google also. Logisches Problem: Falls die Benutzung der Suchmaschine tatsächlich dazu führen sollte, dass wir weniger selbst denken und das Internet in der Folge mit immer weniger neuen bzw. relevanten Daten füttern, werden dann nicht alle Informationen irgendwann redundant? Vergisst das Internet schließlich sich selbst? Das ist, wenn ich mich richtig erinnere, der Traum des Überwachungssystems in George Orwells1984: Mittels Neusprech die Sprache schließlich auf ein Wort zu reduzieren. Dort kontrolliert das System die Menschen übrigens mit ihren persönlichen Ängsten.

(Da geht’s schon unaufhaltbar voran mit der digitalen Demenz. Wollte gerade irgendwo weiter oben den Link zu dem Film Lo And Behold – Reveries Of The Connected World einfügen. Die Domain ist nicht mehr vergeben: http://www.loandbehold-film.com/)

Zwischendurch zur Klarstellung: Ich will damit echte Demenz nicht veralbern.

Ich denke, dass das Thema digitale Demenz vor allen Dingen von Angst geschürt wird, so wie viele Themen gerade, die den derzeitigen sinnentleerten Wandel markieren. Viele wünschen sich in die Vergangenheit zurück, die sich im Gewand der Erinnerung (dank selektiver Sortierung und Aufbereitung) heute besser darzustellen vermag, als sie es damals als  Gegenwart vermochte.

So würde sich auch erklären, wieso neulich der Pfarrer in Wissenbach (Vakanzvertretung) so krudes, pseudoanalytisches Zeugs gepredigt hat. Thema der Predigt: Was hat das Christentum Gutes für Deutschland gebracht. (Predigtext war, wenn ich mich richtig erinnere, Matthäus 23 – was mit dem Thema nichts zu tun hat, höchstens mit seiner Sichtweise auf sich selbst, falls er sich wirklich als Rebell in der evangelischen Kirche versteht, wie meine Mutter mal meinte.) Mein Gedächtnis hat einen Großteil der Predigt mittlerweile verdrängt. (Das lässt in mir den Gedanken keimen, dass Vergessen Arbeit ist und daher mit Anstrengung verbunden ist.) In seiner Ansprache richtete er sich immer wieder direkt an die drei Jugendlichen vor mir, nutzte dabei aber Wörter wie Attribut und anthropophil (oder androphil?). Es gipfelte schließlich in der Aussage: „Und wenn es in Deutschland nicht so viele Abtreibungen gäbe, bräuchten wir weniger ausländische Fachkräfte.“  Ich hab mich währenddessen schwer aufgeregt und konnte nicht still sitzenbleiben in der Bank, bin es meiner Mutter zu Liebe aber doch. Hatte der Pfarrer wohl auch gemerkt, weil er da sowas in seinen Schluss einbaute wie „Auch wenn es hier manche aufregen mag…“. (Meiner Mutter hat dieser harte Satz vorher übrigens auch nicht gefallen, wie sie mir später sagte.)

Diese Predigt und auch die Thesen Manfred Spitzers würden, glaube ich, ohne ein dahinter gedachtes Früher war alles besser nicht wirklich greifen. Und dieser Gedanke kommt vielen, glaube ich,  derzeit durch eine Angst vor der Zukunft im Angesicht der Gegenwart.

Unsere negativen Emotionen sind aber ein schlechter Archivar unserer Erinnerungen.

Nachtrag:
Jetzt habe ich völlig vergessen, zu erzählen, wie ich überhaupt aktuell auf das Thema gekommen bin: Neulich habe ich eine Deutschgeschichte, Klasse 6, korrigiert, in der ein Schüler einen merkwürdigen Rechtschreibfehler eingbaut hatte: Am Anfang dachten alle, es Wärme nur eine Frage der Zeit. Wie zum Geier schleichen sich schon t9-artige Tippfehler, wie man sie von der Autovervollständigung bspw. aus Whatsapp kennt, in handschriftliche Texte ein? Ich Rätsel Zimmer noch, wie ihm das Passwort konnte.

Nachtrag 2

Wer denkt, Facebook, könne die Whatsapp-Chats wegen der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung nicht mitlesen, liegt falsch, zumindest unter iOS ist das wohl möglich:

[…]auf einem entsperrten iPhone lässt sich die lokale Datenbank der Messaging-App aber im Klartext auslesen. Das muss schon deswegen der Fall sein, damit WhatsApp selbst die Nachrichten verarbeiten kann. Zanon erläutert weiter, dass dies auch mit dem von ihm entwickelten Tool möglich sei.  Die Datenbank enthält Telefonnummern, Namen, Zeitmarkierungen sowie den Inhalt der Nachrichten mitsamt Verweisen auf die Anhänge – ”genug um die gesamte Chat-Historie zu rekonstruieren”. […]

In der Anhörung vor dem US-Kongress im Zusammenhang mit dem Datenskandal rund um Cambridge Analytica, betonte Facebook-Chef Mark Zuckerberg etwa, der Konzern könne keinerlei WhatsApp-Inhalte sehen – und diese somit auch nicht zu Werbezwecken analysieren –, da diese schließlich “komplett verschlüsselt” seien. Das sei aber “einfach nicht korrekt”, betont Zanon.

(heise)

Ein Grund mehr, sich von Whatsapp zu verabschieden.

A Silent Place

Wenn man an der Kinokasse eine Schülerin trifft und im Saal merkt, dass die Platzreservierung einen nebeneinander sitzend geführt hat, wie verhält man sich da in einem Horrorfilm am besten?

Ich hab mich mit Kommentaren zurückgehalten und saß weitgehend still auf meinem Platz. Weiter hab ich mir dann nichts bei gedacht und den Film geschaut: A Quiet Place. Die Geschichte rund um und mit der Stille zu erzählen fand ich, wie der Deutschlandfunk, zunächst recht originell. Aber nach dem Film kramte meine Erinnerung nun schon länger angestrengt nach weiteren originellen Filmelementen. Stattdessen enttäuschte sie mich sogar, ich erinnerte mich an die Clicker bei The Last of Us und muss sagen, das war doch nicht so originell im Film. Der Schockeffekt war im Spiel vergleichsweise krasser gewesen, weil man selbst die Figur samt Geräuscherzeugung steuert. Bei The Last of Us handelt es sich ja um eine Zombieapokalypse, in A Quiet Place um eine Alieninvasionsapokalypse. Wobei ich mich während des Films gefragt habe, wie diese Aliens, die sich nur mit ihrem extrem feinen Gehör orientieren können, offensichtlich ohne Ultraschall, durch das geräuschlose Weltall navigiert haben.

Derweil hab ich noch das hier gefunden: Minus 9db.

Ich werd sie mal Montag fragen, was sie vom Film hielt. Und ob es ein Horror für sie war, neben mir sitzen zu müssen.

Nachtrag

Ich komm mit dem Updaten nicht mehr hinterher:

Just to clarify: This information does not concern #SailfishOS itself, but it is limited to Rostelecom considering a product name for its special clients in Russia that would utilise Sailfish OS Mobile RUS.

(@jollahq auf Twitter)

  • Außerdem habe ich jemanden gefunden, der 5 Monate ohne Google lebt(e). Der Text macht meinem Vorhaben Mut:

The experiment helped me realise how deep the company from Mountain View, California has woven itself into the fabric of our life and how difficult it is to stop using its services. At the same time, it also made me appreciate how competent the often ignored alternatives are. Life without Google seems extremely scary and daunting. However – a few exceptions aside – it is indeed possible.

(I Stopped Using Google Apps and Services for 5 Months. Here’s Everything I Learnt)

Nachtrag:

 

Schwer oarme Firma

Sascha Lobo – der hat auch manchmal schwer lange Blogpausen – schreibt auf SPON über Facebook, die erste vernetzte Gefühlsmaschine:

Denn Treibstoff der sozialen Infrastruktur Facebook sind: Emotionen. Alle wesentlichen Probleme – wie auch die wirtschaftlichen Vorteile – ergeben sich aus der Macht von Facebook, flächendeckend Emotionen auszulösen. Genau dafür ist Facebook gebaut, wie man schon an Standardreaktionen sieht: Like, Love, Haha, Wow, Sad, Angry.

Und das ist der Hauptgrund dafür, dass vor der – absolut notwendigen – Regulierung Facebook überhaupt erst verstanden werden muss: Diese neue soziale Infrastruktur bildet nicht nur den Stand der digitalen Gesellschaft ab. Sie ist zugleich die erste vernetzte Gefühlsmaschine der Welt […}.

So von wegen Gefühle und Maschine und so: Mark zʌkʰɚbɚg konnte einem bei der Anhörung schon leid tun, muss aber nicht.

Саілфіш ОС ауф дем Фаірпхоне 2

Nachdem mein Fairphone eine Weile ungenutzt herumlag, habe ich nun Sailfish OS wieder draufgemacht. Das ist ein mobiles Betriebssystem, das von der finnischen Firma Jolla entwickelt wurde und noch wird. Läuft recht gut. Jetzt muss ich mich nur noch entscheiden, Whatsapp Lebwohl zu sagen. Und grundsätzlich bin ich etwas in Sorge, ob und wohin sich das OS in den nächsten Jahren entwickeln wird: Rostelecom says to rename OS Sailfish to reflect Russian identity.

Nachtrag (11.4.):
Andreas hat Sorge, dass der wenig engagierte Leser annehme, dass SailfishOS grundsätzlich kein Whatsapp unterstütze, weil man bei meinen Texten oftmals erst vielen Links folgen müsse, um zu wissen, was hinter manchen Sachen stehe. Ich kann ihn beruhigen: Die Anzahl derer, die sich aufgrund dieses Textes dagegen entscheiden, SailfishOS auszuprobieren, dürfte 0 betragen.

Nachtrag 2 (11.4.):
Damit ihr wisst, wovon ich schreibe, hier ein Bild vom inneren Außen des Fairphones:

Real existierende Gegenwart

Ich habe vorhin eine Mail von der britischen NGO Syria Campaign erhalten, die laut SPON gegen (russische) Desinformation aufklärt:

Dear Ole,

When Syrians first took to the streets in peaceful protest in 2011 no-one could have predicted the horrific price history would hand them. This weekend saw further unimaginable suffering as 42 civilians were killed by chemical weapons as they sheltered from airstrikes in basements.

Douma, the site of the attack, was once the beating heart of the revolution. Now it is the last opposition area in the Damascus suburbs. For the past five years, it has been under a crippling siege and subjected to unending aerial attacks as the Syrian regime tried to force the civilians there to “submit” to its rule. Some civilians have left since the attack and others wait to hear their fate as negotiations between Russia and the Army of Islam fighters that control the area hold negotiations with zero regard for civilians.

How the international community should respond to the attack is the subject of fierce debate. So after much discussion with Syrian activists and humanitarians, here’s eight things you should know:

1) After World War Two, the international community came together to agree norms and institutions in a pledge of “never again”. The Assad regime, and its allies Russia and Iran, have violated those norms, committing daily war crimes against the civilian population: indiscriminate bombing of civilian areas causing mass displacement of people, chemical weapons repeatedly deployed on residential areas, the use of collective punishment through starvation sieges and the large-scale use of torture and detention. The failure of the international community to act to protect civilians has emboldened Assad and his allies and made so many of us ashamed to be part of the “international community”.

2) Knowing this reality Syrian humanitarians and peace activists have called for years for real, international action to stop the bombs.

3) Forty-four days ago, the UN Security Council passed a resolution for a ceasefire in Eastern Ghouta. Since then, more than a 1,500 civilians have been killed in the Damascus suburb. Hundreds of thousands have been forcibly displaced – another war crime.

4) One thousand six hundred and fifty five days ago, the UN Security Council passed a resolution demanding the Assad regime surrender all its chemical weapons and programs related to their development.

5) One thousand five hundred and seven days ago, the UN Security Council passed a resolution banning the use of barrel bombs that were used in Saturday’s attack.  

6) Seven hundred and sixty four days ago, the UN Security Council reiterated its commitment to resolution 2118, saying it would take further measures, including the possibility of military force, if chlorine gas was used again in Syria. More than 100 attacks using chlorine have been documented since then.

7) Condemnations are being made by European and American leaders but, as they know, and as the history above shows, words without enforcement are meaningless. So it’s worth restating the possible: under their own resolutions, the UN Security Council could use force in line with international humanitarian law. Hitting military targets could ground the air forces that have been the biggest of killers of civilians in Syria. Short of this they could also impose real sanctions on Russia and refuse to push reconstruction funding through the Assad regime and its cronies.

8) Today the UN Security Council will meet to discuss the situation. I hope they stand by their own resolutions and prove to us that a world where Syrian children are not gassed to death is possible. For what is the alternative?

Lots of international players are declaring the war in Syria as “over”. This analysis ignores the more than two million civilians living in opposition-held Idlib and more than one million more in Homs, Daraa, rural Aleppo and other parts of the country. If the Douma attack is not met with consequences, it is yet another green light for thousands more to be killed using poison gas and explosive weapons.

When we see such horror we all feel hopeless. The most tempting thing to do is to turn away but Syria’s democrats and peacemakers need us now more than ever. So please stand with them in their demand for real, international action to stop the bombs.

In solidarity,

Anna

Real existierende Zukunft

Im Deutschlandfunk kann man sich was durchleesen oder auch mal anhöören: Hat die Zukunft eine Zukunft? Über die  Zurückeroberung eines Imaginationsraums. Heißt bestimmt extra Zurückeroberung statt Rückeroberung. Ich mag solche Wortspielchen ja auch, als Leser finde ich sowas aber anstrengend. Kann man also dialektisch betrachten.

Im Artikel wird Oscar Wilde zitiert:

Eine Weltkarte, in der das Land Utopia nicht verzeichnet ist, verdient keinen Blick, denn sie lässt die eine Küste aus, wo die Menschheit ewig landen wird.

Ich denke bei dem Thema Utopie immer auch an zwei Sätze aus dem Alten Testament:

Es gibt nichts Neues unter der Sonne. (Pred. 1,9)

Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht? (Jes. 43,19)

Und an ein weises Zitat eines Freundes:

Es kann immer alles sein.

Die Sprachspiele im DLF-Beitrag erinnern mich etwas an Alexanders und meinen Versuch, Futur III zu bilden. Mein Favorit ist da ja irgendwas in die Richtung von wurde gewesen sein. Schließlich dachten wir auch über den Konjunktiv 3 nach und kamen zu dem Schluss, dass das logisch identisch mit Futur III zu sein haben würde. Derweil scheint das Lieblingswort im Artikel Panorama zu sein. Ich hätte es das ein oder andere Mal ersetzt mit Panoptikum. Klingt auf die Schnelle auch klug.

Hiob hab ich zwar neulich schonmal verlinkt, passt hier aber besser:

Die Zitate sind wohl aus dem Film Deathrace 2000 (1975):

 

Gefühlssache

Gefühle sind ja so eine Sache. Oder eben keine.

TED Radio Podcast: Decoding Our Emotions beschäftigt sich mit dem Thema sprachlich-kulturell, historisch-evolutionär, technologisch und musikalisch.

Wenn in naher Zukunft tatsächlich Roboter Standard sind, die u.a. anhand der Gesichtsmimik (vor)schnell Wünsche erkennen, wird dann der innere Abwägungs- und Entscheidungsprozess verstümmelt? Gibt es dann endlich eine Trennung von Körper und Geist? Können Roboter von Autisten lernen? Mögen Roboter Musik? Are we feeling machines that think?

Dienst und Dienlichkeit

Mir geht seit einiger Zeit durch den Kopf, mich von den größeren Diensten zu verabschieden. Konkret meine ich da Facebook, Twitter, Whatsapp, Microsoft und Google. Geschafft habe ich bislang Facebook. Zumindest glaube ich das, denn ich habe Sorge, das zu überprüfen. Denn Facebook sagt, wenn du deinen Account löschst, bewahren wir deinen Zugang noch 6 Monate auf und falls du es dir anders überlegst, musst du dich nur einmal mit deinen Zugangsdaten einloggen und – Zack – bist du wieder dabei! So scheiterte mein erster Versuch daran, dass ich an einem meiner Telefone vergessen hatte, den Facebookdienst zu deaktivieren. Und als ich es dann mal wieder aus Nostalgiegründen startete – Zack.

Auf Whatsapp habe ich halb gezwungenermaßen mal eine Weile im vorletzten und letzten Jahr verzichtet, als ich auf dem Fairphone 2 den community port von SailfishOS installierte. Der kommt logischerweise ohne Androidlayer daher und da diverse inoffizielle Whatsapp-Appentwickler irgendwann Post vom Anwalt von Facebook erhielten, wurde die Einstellung der Entwicklung an nativen Anwendungen wie Whatsup oder Mitakuuluu erzwungen. Ich hingegen hab eines der beiden Programme weiter genutzt und – Zack – wurde meine Nummer geblockt, Whatsapp hatte mich rausgeschmissen. Im Affekt hab ich dann den Support kontaktiert und Hilfe erbeten. Da wurde per Gnadenrecht erwirkt, dass meine Nummer wieder reaktiviert wurde, jedoch mit dem Hinweis, bei einer weiteren Verfehlung meinerseits endgültig gesperrt zu werden. Daraufhin boykottierte ich dann aus Protest (und in Ermangelung konkreter nativer App-Alternativen) Whatsapp weitgehend und nutzte eine Weile Telegram als Hauptmessenger.

Tja, mein Resümee dieser Zeit war: Wenn Fairphone keine Displayprobleme gehabt hätte und mich (und andere) etwa ein halbes Jahr lang auf einen Austausch des Displaymoduls hätte warten lassen, hätte ich mir womöglich nicht das Sony Xperia X samt Sailfish-Lizenz gekauft, dort den Androidlayer aktiviert, um wieder Whatsapp nutzen zu können, und zu allem Übel auch noch die Google Services draufgefuddelt, damit ich die Strava-App nutzen kann. Also letztlich ziemlich viel Gedäh, weil ich irgendwie doch noch angebunden bleiben will.

Das Hauptproblem in diesem Zusammenhang sehe ich darin, wie langfristig die diversen Dienste offene Schnittstellen behalten. Das machen sie vermutlich so lange, bis sie eine derartige Verbreitung haben, dass sie sagen können, wir schließen unsere APIs jetzt und damit vergraulen wir nur einen verschmerzbaren Teil, siehe Facebook. Denn wer will schon alle paar Jahre/Monate seine Dienste wechseln und damit seine Kommunikationsmöglichkeiten womöglich stark einschränken? Es will ja auch nicht jeder ständig umziehen und sich Freundeskreise neu aufbauen. Man bräuchte also sowas wie ein LTS-API.

Zugegeben, das sind nicht die Probleme der Nutzer, die ja im Grunde im Mobilbereich nur zwischen zwei Plattformen für Programme entscheiden können. (Das Geschrei will ich nicht erleben, wenn Facebook ins Hardwaregeschäft einsteigt und seine Dienste für Google-Android und iOS nicht mehr anbietet.) Deren Probleme – und meine, wie ich feststellen musste – liegen eher im Bereich der Verbreitung und dem Anwendungsumfang: Mit welchem meiner Kontakte kann ich mittels welchen Dienstes wie kommunizieren?

Und da haben sich in meiner Vergangenheit – Zack – einige Abhängigkeiten entwickelt, deren Ausmaß ich erst jetzt allmählich überschaue: Microsoft nutze ich gelegentlich noch mit Windows 10 auf dem Desktop-PC und auf Onedrive habe ich über längere Zeit einige mittelwichtige Daten angehäuft, auf die ich spontan, unkompliziert und umfangreich zugreifen kann. Googlemail hatte ich mir mal eingerichtet, weil man dort so praktisch verschiedene Mailadressen einbinden kann, und diese alten Mailadressen werden noch gelegentlich genutzt.

Da fällt mir zum Schluss nur Kants Ausspruch ein, Moment, ich google ihn kurz…:

Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen.

Nachtrag (7.4.) (mit Update (7.4.)): Das wars dann wohl auch mit der Twitter-Einbindung in SailfishOS: Twitter closes API for real-time updates for all non-official apps. Mehr auf http://apps-of-a-feather.com/und dem Twitterblogeintrag von Dezember mit dem irgendwie euphemistischen Titel „Announcing more functionality to improve customer engagements on Twitter“:

We are providing notice to all Twitter developers that on Tuesday June 19, 2018 we are retiring the following services and endpoints:

User Streams
Site Streams
GET direct_messages
GET direct_messages/sent
GET direct_messages/show
POST direct_messages/new
POST direct_messages/destroy

Update: Der Entwickler von Piepmatz sieht das Ganze entspannt. Pushbenachrichtigungen von Direktnachrichten könne man bspw. auch ohne API implementieren.

Nachtrag 2 (7.4.): Tinder-Singles geraten in Panik:

„Ich habe heute eine Verabredung aber nicht ihre Telefonnummer“, nölte Max Davids auf Twitter. „Das ist ein ernstes Problem für mich.“ Am Ende ging aber alles gut: „Sie nutzte ihre Detektivkünste, um mich auf Twitter zu finden“, freute Davids sich später. Die Frau sei ein guter Fang.

Alexa, lass mich in Ruhe!

War gestern bei nem Freund, der mit Alexa im Wohnzimmer zusammenlebt. Wir hatten jede Menge Spaß zu dritt, Amazons Echo Dot hat uns nur schwerlich verstanden. Das hat mich sehr beruhigt. Ich hab nämlich nach Sascha Lobos Podcast gedacht, dass die Technik schon so gut funktioniere, dass man die technische Ebene nicht mehr wirklich spürt. (Auch deswegen hatte ich mich gestern kritisch zur zukünftigen Vernetzung geäußert.) Mit Alexa zu reden, ist, wie mit einer Maschine zu reden, an die ich mich anpassen muss.

Mein erster Befehl gestern war Alexa, spiel doch mal Oddisee, Built By Pictures. Es wurden dann irgendwelche Oldies abgespielt und mein Freund rief Stopp! Alexa, stopp! Es hat ein wenig gedauert, bis wir gecheckt haben, dass ich den Künstlernamen Deutsch ausgesprochen hab (See), mit englischer Aussprache (see) hats dann funktioniert, wobei das Lied nicht erkannt wurde und dann irgendwas von Oddisee abgespielt wurde.

Haupteinsatzbereich ist vermutlich noch Musikstreamdienststeuerung, auch wenn die Sprachsteuerung im Smarthomebereich nochmal interessanter würde. Es werden aber leider nur wenig Streamingdienste unterstützt. Wer also kein spotify nutzt, für den ist das eher nix.

Es gab bei der Bedienung noch so einige Schwierigkeiten später, habe mich eher wie in der Telekomhotline gefühlt, bevor man einen genervten Menschen am Telefon hat. (Ich habe Sie nicht verstanden.) Alexa hat mir beim Klangschalenskill (App heißt bei Alexa Skill, App mich am Skill!) alle Namen der Klänge vorgelesen, obwohl ich das ausdrücklich nicht gewollt hatte und auch einen Namen zu nennen, während sie auflistet, hat sie nicht unterbrochen. Das kann die Hotline besser.

Jedenfalls bin ich mit einem leicht glücklichen Gefühl wieder gefahren, als ich das von Hand gestartete Eastern Promises von Omar Rodriguez-Lopez im Auto hörte und mit der Technik vorhin unzufrieden gewesen war. In Schwierigkeiten mit der Bedienung offenbart sich die technische Ebene und dies sorgt dafür, dass man die Maschine als einen Fremdkörper erkennen kann.

So betrachtet wird mir die Utopie im Film Her immer unheimlicher. Was, wenn die Maschinen uns nicht verlassen, weil sie unser überdrüssig werden?

Nachtrag (9.4.):
Alexa, what is love?

Neue Netze

Falls ihr Lust auf ein anderes Internet habt, probiert doch IPFS mal aus: https://ipfs.io/. Falls ich es halbwegs kapiert habe, soll es eine Alternative zum bestehenden http-Protokoll (also einem Client-Server-System aka WorldWideWeb&Co) durch Peer-to-Peer und Blockchain mit dezentraler Datenspeicherung und -übertragung sein. Praktisch ändert sich durch das System, dass Dateien nicht mehrfach abgelegt würden. No more broken links? Ich erinnere mich an Theodor Holm Nelsons Ideen zur Umsetzung von Hypertext. Vielleicht wird Xanadu so doch noch ein bisschen Wirklichkeit.

In dieser Richtung zu nennen wäre noch Einiges, wie z.B. das Konzept von dApps (das ‚d‘ steht für decentralized). Interessant finde ich gerade Zipperglobal (Blockchainplattform für Smartphones basierend auf Ethereum) und deren Zusammenarbeit mit streamr (damit soll man Kontrolle über persönliche Daten erlangen).

Am Rande will ich noch hinweisen auf Fuchsia (das hatte ich schon wieder voll vergessen), einem von grundauf neu programmierten Betriebssystem, von Google entwickelt (was auch immer das heißt) womöglich für die kommende IoT-Sause.

Zum Schluss ein kritischer Gedanke: Es rollt mit dem Internet of Things und all der Weiterentwicklung der Vernetztheit eine Welle auf uns zu, welche die entscheidenden Veränderungen auf einer Ebene bringt, die wir Menschen aktiv nur oberflächlich wahrnehmen und schwer verstehen werden, uns aber in unserem Selbstverständnis wesentlich verändern kann. Dem Homo Oeconomicus folgt sowas wie der Homo Reticulus? (Stichwort: Netzwerk&Co)

Was passiert mit dem Individuum in der wirklich vernetzten, schönen neuen Welt?

Ismusse zur Arbeit gehen

Traue mich kaum, nachdem dieser Eintrag vor Jahren nicht jedem gefallen hatte, aber ich beschäftige mich doch noch einmal mit dem Thema Atheismus. In einem Interview mit Volker Ladenthin spricht der „Professor für historische und systematische Erziehungswissenschaft“ im Deutschlandfunk über alles Mögliche (Ethik des Alltags – „Ohne Freiheit können wir uns nicht entscheiden“):

Wir sind mit unserer Natur religiös. Wir können das gar nicht abstreifen. Mir ist nur wichtig, das noch mal vom Konfessionellen zu unterscheiden. Religiös heißt nicht zwingend, einer bestimmten Konfession anzugehören, sondern heißt, dass ich darüber nachdenke, wie ich mit diesen letzten Fragen umgehe.

Seine Gedanken zum Thema Willensfreiheit sind auch wichtig. Hirnforscher und Deterministen sind ja derzeit auch bei mir schwer im Trend.

Wenn mans mag, kann man sich auch die Southpark-Folgen Gott ist tot und Gott ist tot II ansehen, in denen sich Eric Cartmann einfrieren lässt und in der Zukunft in einen ‚Glaubenskrieg‘ dreier atheistischer Konfessionen um die große Frage gerät. Soll wohl satirisch soviel sagen wie: Kriege gibt es, wo Menschen Gruppen bilden. Daran ändert auch das Crank Prank Time Phone nichts.

Wem jetzt hier (unterschwellig) zu viele Ismusse drinsteckten: solange früher alles besser war bleibt alles beim alten.

KI&CoKG

Hier ein Feature vom Deutschlandfunk zum Themenbereich KI: Das Dunkle in der Blackbox – Die Maschine.

Eine wohl entscheidende Stelle beschreibt, was passiert, wenn Algorithmen (Vorsicht!) Vorhersagen machen, die sich erstaunlich genau erfüllen: Die Maschine sagt, dass die nukleare Option die einzige Möglichkeit sei, den Nordkorea-Konflikt zu lösen. Was dann passiert, erinnert ein wenig an Philip K. Dicks Minority Report (nicht an den Film denken, der erzählt die Geschichte in den wesentlichen Teilen komplett anders), wo sich eine Vorhersage nur wegen der Vorhersage selbst bewahrheitet. Im Feature schlägt ein Experte vor, einer Maschine nur Glauben zu schenken, wenn sie erklären kann, warum sie das weiß. Wenn sie das nicht kann, darf man sich nicht darauf verlassen, auch wenn die Vergangenheit möglicherweise gezeigt habe, dass die Vorhersagen zutreffend gewesen seien. Das geht ein bisschen in die Richtung, ob man Maschinen ethisches Verständnis beibringen kann: Nicht, bevor sie sich rechtfertigen können.

Derweil schlägt Diego zum Thema dies hier vor: Google-Forscher veröffentlichen bessere Sprachsynthese. Verlinke ich ungeleesen. Außerdem: Alien: Covenant hat mir als Film nicht so besonders gefallen (Mikroebene), besonders die Handlungsweise der Figuren war schwer zu ertragen (Die rennen da durch ein Feld voller erstarrter Ex-Lebewesen und fangen nicht an, gegenüber dem anderen Roboter misstrauisch zu werden?), auf der Makroeebene der Geschichte (was man da alles so hineinzuinterpretieren vermag) war ich aber tatsächlich eher begeistert.

Selbstsucht

Das ist das Falsche an dem Wort Sich selbst finden, dass es eben nicht jenen gelingt, deren Suche nur leidenschaftlich und tüchtig genug war. Überhaupt findet erst zu sich selbst, wer die Suche aufgibt. Denn sich selbst finden meint eigentlich, sich selbst zu sehen, in gutem wie schlechtem Licht, das aber in einer Zufriedenheit, die so leidenschaftlich ist, dass sie andauert.

Suffixfaschismus

Interview mit Claudia Roth im Deutschlandfunk. Sie singt Er gehört zu mir, dicht neben Wolfgang Kubicki, Ursula von der Leyen fragt, ob damit Andreas Scheuer gemeint sei, und Horst Seehofer isst Unmengen an Vanilleeis. Plötzlich reißt ein Mann die Tür des Übertragungswagen auf und ruft: „Lügenpresse! Ökofaschist!“

Szenenwechsel. Auf Twitter antwortete neulich ein gab.ai/Mensch, die Neue Osnabrücker Zeitung sei ein linksfaschistisches Hetzblatt. Zum Begriff Linksfaschismus sagt Wikipedia, es handele sich um einen Kampfbegriff.

Gibt es auch Erinnerungskulturfaschismus?

Randnotiz: Gauland zitiert Höcke falsch. Höcke: Denkmal der Schande. Gauland: Denkmal unserer Schande. Das, was in beiden Reden sonst noch gesagt wird, ist übrigens schlimmer. Gauland zu Erinnerungskultur aktuell im Tagesspiegel: Wir haben uns damit beschäftigt und es aufgearbeitet. Auschwitz geht natürlich genauso in unsere Geschichte ein wie der Magdeburger Dom oder die Befreiungskriege. Es ist aber nicht unsere heutige demokratische Identität. Es ist nichts, was uns täglich berührt.

Hör mir uff mit diesem Suffixfaschismus, Deutschland!

Just A Feeling Machine?

Ich habe mich über ein DLF-Nova-Gespräch mit Philipp Möller geärgert, der wohl gerade ein Buch vermarktet: Atheist Philipp Möller:
„Gott hatte seine Chance bei mir!“ Danach habe ich eine Weile gegrübelt, warum es mich aufgeregt hat.

Eine kurze Zusammenfassung zunächst: Im Grunde redet er gegen Kirche, Religion, Gott und Glauben, gibt vor, vor allem aber gegen die Vormachtsstellung der Institution Kirche in Deutschland zu kämpfen. Argumente sind dazu im Wesentlichen welche, die man von Richard Dawkins kennt, der Evolutionsbiologe ist und eine streng naturwissenschaftliche Sichtweise vertritt, die nur Beweisbares akzeptiert. Diese Argumente wollen sich gegen Religiösität und den Glauben an eine höhere außerweltliche Macht und insofern auch gegen den Gläubigen an sich richten.

Gleichzeitig betont Möller immer wieder die Freiheit, privat an das zu glauben, was man wolle – jedoch mit ständigem Verweis auf fantastische Wesen wie das fliegende Spaghettimonster, den Pumuckel oder den Drachen Aloffi, der bei ihm im Keller lebe und das Taschengeld seiner Schüler verlange. Von dieser Behauptung ausgehend fordert er, dass man – im konkreten Fall seine Schüler – ihm erst einmal beweisen möge, dass der Drache nicht existiere. Damit spielt er mit einem wesentlichen Argument des strengen Atheismus, das besagt, dass die Beweislast auf der Seite desjenigen liegt, der die Behauptung aufstellt.

An der Stelle habe ich mich am meisten aufgeregt, glaube ich. In der Folge habe ich jedenfalls ein paar Gedanken zum Interview notiert:

  • Das ist, denke ich, ein epistemischer Fehlschluss. (Kann man das so bezeichnen?) Schließlich hängt die Schlussfolgerung von der Perspektive ab: Die Behauptung Es gibt einen Gott mag in Anbetracht meiner eigenen, bewussten Existenz in dieser Welt naheliegender sein – da eine grundlose Existenz gleichbedeutend einer Nicht-Existenz wäre, bzw. die Frage nach dem Sinn meiner Existenz auch immer eine Frage nach Gott sein kann – als die Behauptung Es gibt keinen Gott, welche dann die zu beweisende wäre. Kurz gesagt: Wer die Frage nach dem Sinn seiner Existenz stellt, rechtfertigt die mögliche Behauptung, dass es Gott gibt. Der Drache beißt sich in den Schwanz.
  • Letztlich muss man auch Beweise glauben, um sie zu akzeptieren: „Zumindest an den Grenzen des Wissens ist der Mensch zum Glauben an die Richtigkeit und Brauchbarkeit seines Wissens genötigt.“ (Volker Gerhardt, Philosoph in der DLF-Nova-Sendung Glauben und Wissen)
  • Liebe sei Ergebnis neurochemischer Prozesse, sagt Möller und betont dabei, dass er sie trotzdem genieße. Ich denke: Zu erkennen, dass der Mensch letztlich eine Maschine sei, die Teil einer großen Maschine Welt ist, ohne einen Schöpfer zu denken, klingt widersprüchlich. (Um diesen Widerspruch aufzulösen, hat Daniel Dennett interessante Ansätze. Ob Möller die strange inversion of reasoning evolutionstheoretisch teilt, weiß ich natürlich nicht. Er würde Dennett aber vermutlich widersprechen, der für Gelassenheit im Umgang mit Religion plädiert. Ob ich Dennetts Ansicht teile, weiß ich übrigens auch nicht. Ich habe so meine Probleme mit der Vorstellung von Memes als Entitäten.)
  • Der Wunsch nach einer ideologiefreien Erziehung ist ideologisch geprägt. Man kann nicht keine Weltanschauung haben. Neutralität ist ein Statement. Besser würde mir gefallen, wenn er von einer skeptisch-offenen Erziehung zur Mündigkeit spräche.
  • Im Interview redet Möller viel vom Inneren eines Menschen (Glaube), womit er sich jedoch mit Perspektiven von außen auseinandersetzt (Kirche). Aus Kritik am Katholizismus und an verschiedenen Ausprägungen von Kirche eine Kritik an Glauben generell zu machen, kann ich nicht nachvollziehen. Ein historischer Abriss von christlicher Kirche ist wohl kaum der Hauptbezug eines Menschen in seinem christlichen Glauben. (Vielleicht sollte das vielmehr die Kritik am Christsein sein: Dass der Einzelne es so manches Mal nur schafft, seinen christlichen Glauben zu erhalten, indem er sich in weiten Teilen von der Institution Kirche innerlich zu distanzieren weiß. Das wiederum zeigt den befreienden Geist der Worte von Jesus.)
  • Nächstenliebe habe früher nur unter Glaubensbrüdern gegolten? Das ist wieder eine Kritik an dem, was Menschen nach der Zeit von Jesus aus seinen Worten gemacht haben. Denn die Gleichnisse und sein Wirken galten über ethnische und religiöse Grenzen hinweg. (Ich beziehe mich auf Bibeltexte wie Der barmherzige Samariter und Der Hauptmann von Kapernaum)
  • Ein Glaubender, der ehrlich zu sich und den anderen ist, kann sich vermutlich leichter von Kirche lösen, als jemand, dessen Lebensinhalt die Kritik an kirchlichen Institutionen ist. Wenn Möller aufklären sagt, höre ich eine dogmatisch-atheistische Mission.
  • Interessant sind auch die Kommentare, die auf einer seiner Seiten zu lesen sind. Seine Inhalte scheinen noch mehr Menschen als mich zu emotionalisieren, auf vielfältige Weise. Die Kommentare sind schon ein paar Jahre her. In den Kommentaren und seinen gelegentlichen Antworten kann man erahnen, dass sich Möller nicht gern mit Kritik an seiner Kritik inhaltlich auseinandersetzt. Kann man machen, wirkt aber dogmatisch. (Sein Auftreten erinnert mich ein wenig an Attila Hiltmann.)

Ich überlege noch immer, warum mich das Hören des Beitrags mittelschwer hat aufregen lassen. Vielleicht, weil dort viele undifferenzierte Sichtweisen sehr dogmatisch und nicht befreiend aufklärerisch daherkamen, leider unwidersprochen vom Interviewer. Zum Glück hab ich noch ein bisschen den Neurowissenschaftler Antonio Damasio in meinem Kopf nachklingen hören. Der glaubt, dass Emotionen eine sehr wichtige Rolle in der Entwicklung der Menschheit spielen, da sie den Menschen erst zum Handeln befähigen. Oder anders gesagt: Hätte der Beitrag keine emotionale Reaktion ausgelöst, hätte ich nicht darüber gegrübelt, was mich denn nun so aufregen lässt. Dass ich das dann auch noch in Worte gefasst habe (=Tat), deutet auf eine länger anhaltende emotionale Reaktion. We are not thinking machines that feel. We are feeling machines that think. (Ob ich dem zustimme? Keine Ahnung.)

Hier noch zwei Links, die ich interessant fand, aber nicht wirklich geleesen habe und einfach so stehen lasse, widersprechen kann ja jeder für sich selbst: Intelligent Design 2.0: Das Hintertürchen und Infographic of the Day: What the Bible Got Wrong.

Ich schließe mit einem Gedanken zum Film Alien: Covenant, in dem es einen interessanten Dialog gibt zwischen den beiden Androiden David (1. Modell, macht Fehler) und Walter (2. Modell, perfektioniert):

Walter: What do you believe in, David?
David: Creation.

Ist Unvollkommenheit der Antrieb der Schöpfung?

Fortschritt und Religion sind hilflos zerstrittene Geschwister, sie können sich in der Öffentlichkeit nicht zurücknehmen. Sehnsucht, ihre Mutter, ist maßlos überfordert. Glauben hat sie schon vor langem verlassen. Um sich selbst zu verwirklichen, sagt man.