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„Und die Frage ist, wie ist man denn überhaupt sich selber?“

Gestern war ich in einem Kinofilm: Das leere Grab. Zur geschichtlichen Einordnung ist hier die als Maji-Maji-Aufstand bezeichnete Erhebung gegen die deutsche Kolonialherrschaft in Deutsch-Ostafrika wichtig. Die (oder: Wir?) Deutschen haben gerne bei den getöteten Aufständischen die Köpfe abgeschnitten und zwecks Schädelforschung die Gebeine der Verstorbenen nach Europa gebracht. Die Familien in Tansania, erzählt wurde von der Familie Meru und Kayaa, versuchen nun, die Gebeine ihrer Ur-Großeltern in ihre Heimat zu holen. Das ist aus verschiedenen Gründen schwierig. Zum einen weil es sehr viele Gebeine gibt – im Film wurde die Zahl von rund 9000 Schädeln genannt, die allein ein Deutscher nach Deutschland hat bringen lassen, ich weiß nicht mehr, ob es sich bei der Person um Carl Peters gehandelt hat. Zum anderen befinden sich die Familien mit ihren Interessen zwischen der tansanischen und der deutschen Politik. Damit verbunden sind Forderungen nach Reparationen, und das ist ja in der deutschen Politik ein schwieriges Thema. Die deutsche Kolonialherrschaft war in der Regel äußerst brutal.

Bitter, dass wir heute noch immer Raubgüter in Museen stehen und Straßen nach Kolonialverbrechern benannt haben. Bitter auch, dass jemand von außen uns so etwas erklärt und wir die Aufarbeitung und Erinnerung an das, was nicht zum „Vogelschiss“ der Geschichte gehört, nicht von uns aus aktiver hinbekommen.

Krieg ist unmenschlich. Er ist eben nicht natürlich, zwangsläufig oder unausweichlich. Man hat als Mensch immer die Wahl, die Menschlichkeit zu wählen, also sich selbst. Dazu ist ein Blick auf die eigene Geschichte notwendig – dass man sich selbst ehrlich macht und sich selbst nicht verleugnet.