Ich mache mir in der vergangenen Zeit immer mehr Gedanken dazu, wie wir unsere Informationen beziehen. Ständig begegnen einem Begriffe wie Fake News, alternative Fakten oder sowas Schönes wie das postfaktische Zeitalter.
Ihr kennt vielleicht dieses Bild von dem am Boden sitzenden Soldaten, zwei weitere, anders uniformierte, stehen neben ihm. Betrachtet man nur den rechten Bildausschnitt, sieht man, dass ein Soldat dem sitzenden Wasser gibt. Sieht man nur den linken Ausschnitt, wirkt es so, als werde der sitzende Soldat in Kürze exekutiert. Das ganze Foto stellt die Szene dann in ein anderes Licht.
Etwas Ähnliches ist mir gestern mit einem Video passiert, auf das ich beim Stöbern zufällig gestoßen bin. Bodo Ramelow wird da von Jung&Naiv interviewt und vermeintlich bricht er das Interview am Ende entnervt ab. Im Tweet wird der Videoausschnitt u.a. mit „Zustand von Politik und Presse 2019“ kommentiert. In den Antworttweets werden Assoziationen zum ZDF-Interview mit Höcke gezogen. Wenn man sich allerdings das Videointerview mit Ramelow komplett ansieht, wird schnell klar, dass das Gesamtbild sich differenzierter darstellt. Ramelow bricht das Interview zwar ab, kommt anschließend aber nach einem klärenden Gespräch zum Interview zurück.
Ob das Bild der Soldaten, das Ramelow-Video oder unsere sonstige ausschnitthafte Wahrnehmung der Welt – der Trick ist: Selbst das ganze Bild ist nur ein kleiner Ausschnitt und insofern nicht das gesamte Bild.
Ein weiterer spannender Gedanke ist die Frage, wie die neuen Medien unser Entstehen eines Konzepts von „Öffentlichkeit“ prägen. (Wie beantwortet jeder Einzelne die Frage: Wer sind wir?) Ich vermute, dass Kommentare in offenen und auch geschlossenen Gruppen (@Die_Insider) da nicht unwesentlich sind. Ich vermute auch, dass dieser Satz sich längst selbst überholt hat: „Wir leben in einer Zeit, in der die Übertreibung das einzige Medium der Wahrheit ist.„
Nachtrag:
Revealed: quarter of all tweets about climate crisis produced by bots