Die neue ARTIC ist draußen, Stichwort: faul. Um den Titel zu unterstreichen hat die Produktion des Heftes diesmal 4 Jahre gedauert. Ich konnte gestern während eines Geburtstagsbrunch einen Blick ins Heft werfen. Einen Text habe ich dann etwas näher geleesen, also nur überflogen. Ging um die Vertreibung aus dem Paradies, Sisyphos und Prometheus. (Frage mich gerade, ob es nicht doch ein Geier war, der sanft Prometheus Leber pickte.) Ich fand den Text zunächst etwas wirr, merkte aber auch, dass ich gerade nicht die Muse zum Lesen hatte und wollte dem Text gegenüber nicht unfair daherreden, insbesondere während zwei Redaktionsmitglieder des Magazins am Tisch saßen. War ganz gut, weil ich nämlich später bemerkte, dass der eine selbst Verfasser eben dieses Textes war.
Ein weiterer Text stammt von Malewitsch, der in der ARTIC wohl zum ersten Mal in gedruckter Form erscheint: Die Faulheit als tatsächliche Wahrheit der Menschheit. Habe ihn gerade angefangen zu lesen, war aber etwas faul und hau deswegen meine Hauptkritik sofort raus: Wovon Malevich oftmals redet, wenn er Faulheit sagt, ist meiner Meinung nach Zufriedenheit, Ruhe oder Pause. Also glückselige Momente, nachdem man gearbeitet hat. („Andererseits ist die Faulheit der Garant und Motor der Arbeit, schließlich kann man Faulheit nur durch bzw. über die Arbeit erreichen.“) Ich finde aber, dass zu echter Faulheit gehört, beim Sichaufraffen zu scheitern:
Ganz gut gefällt mir, dass er der Aussage widerspricht, Faulheit sei die Mutter aller Laster. Dem widersprach auch Kierkegaard schon, der den bekannten Satz in „Langeweile ist aller Laster Anfang“ umbedeutet haben wollte (wenn ich mich gerade richtig erinnere). Also, ungefähr so: Wenn einer nichts macht, heißt das nicht, dass nichts passiert. Momente der Ruhe / Pause / Entspannung ermöglichen oftmals erst kreative Prozesse. Nur wenn wir uns mit uns selbst langweilen suchen wir nach Ablenkung=Laster. So hab ich Kierkegaard damals verstanden und in eine ähnliche Richtung schreibt Malewitsch stellenweise – vermute ich. Habs ja nicht richtig gelesen.
Der Einband der ARTIC ist mit Jeansstoff aus alten Hosen beklebt. Das war und wird wohl ganz schön viel Arbeit. Erinnert mich ein bisschen ans Flyerfalten zu AKBp-Zeiten. Was Diego gefallen wird: In zehn der tausend Ausgaben des Magazins befindet sich ein echtes Faultierhaar. (Das Gesicht vom Zoodirektor hätte ich gerne gesehen, als er den Brief zur Anfrage las.)
So, ganz schön viel Text, dafür dass ich eben zu faul war, Malevich Text zu lesen. Nennt man wohl Prokrastination. Diego meint übrigens, dass die Kunst darin besteht, die eigentliche Arbeit mit anderer sinnvoller Arbeit aufzuschieben. Ziemlich k l u k.