Am Freitag war ich in Berlin auf einem Umtrunk. Der Anlass war der Abschied von Bekannten eines Freundes, die nach Peking gehen – oder auch Beijing, wie man das als weltoffener Mensch wohl eher formulieren sollte. Weltoffen war dann auch das Stichwort für die Gespräche an dem Abend. Die Leute waren so weltoffen, dass ich mir richtig schäbig vorkam, dass ich nicht von meinen zwei Jahren in Chile, dem Auslandssemester in den Staaten oder meiner Zeit in Israel berichten konnte. (Aber ich konnte gelegentlich darauf hinweisen: Asien ist total überlaufen.) Auch beim Austausch der Visitenkarten konnte ich nur zusehen. Das Essen war dabei richtig gut, wenn auch weltoffen, tendenziell mittelasiatisch, würde ich sagen. Hat die Gastgeberin bestimmt viel Arbeit reingesteckt. Lustig war, dass die Nachbarin der Gastgeber aus Dillenburg stammt. So war dann doch wieder ein Stück Provinz vor Ort. Schade war, dass viele der Weltenbürger schon vor 23h gegangen sind und ich mich gefragt habe, ob das alles nur Bekannte der Gastgeber waren oder auch der ein oder andere wirkliche Freund dabei war. Vielleicht gehört ein gewisses Maß an Oberflächlichkeit zur Weltoffenheit dazu, wer weiß. Selbstdarstellung war jedenfalls ihr heimlicher, wenngleich wohl auch ungewollter Begleiter an diesem Abend.
PS: 17 things that change forever when you live abroad erklärt womöglich manchem Daheimgebliebenen die fehlende Perspektive – wenngleich ich mir trotzdem das Recht herausnehme nicht allem zuzustimmen. Vielleicht muss jeder die Form des Sehnsuchtstillens finden, die zu ihm passt.