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Überwachungsgesellschaft

Nach dem Gespräch mit einem Freund gestern, ist mir etwas klar geworden. Es war der erste Abend seit Langem, an dem ich kein Telefon dabei hatte. Es war ganz angenehm, nicht der Gewohnheit halber ab und zu draufzuschauen, ob es irgendwas Neues gibt. Zugegeben – eine wenig spektakuläre Erfahrung, aber eine hilfreiche. Bemerkenswert, wie abhängig ich mich von dieser Informiertheit manchmal fühle.

Jedenfalls bot meine Vergesslichkeit schließlich den Anlass zu einem längerem Gespräch, bei dem es im Grunde um alles ging. Ich erzählte unter anderem von meinem Unterricht, in dem ich den Schülern versuche nahezubringen, dass sicheres Verhalten im Netz mit bewusstem Umgang mit dem Preisgeben eigener Daten einhergeht.

Jetzt meine Überlegung: Führt nicht vielleicht eben jene Bewusstmachung dazu, dass wir verinnerlichen, überwacht zu werden innerhalb einer so zu nennenden Netzöffentlichkeit? Und resultiert aus dieser Verinnerlichung womöglich eine veränderte Vorstellung von Öffentlichkeit und schließlich auch Gesellschaft, also dem, wie wir einander wahrnehmen bzw. die Annahme einer derartigen gegenseitigen Wahrnehmung? Also, ich möchte ja den jungen Menschen beim Umgang mit dem Netz helfen, fürchte aber, dadurch eher einen Beitrag zu leisten, dass Überwachbarkeit normal wird.

Für mich resultiert daraus, wenn wir darüber diskutieren, ob und wie wir durch NSA, Google und Facebook überwacht werden, wir vielmehr darüber sprechen sollten, was unser persönlicher Beitrag zum Weg in eine Überwachungsgesellschaft ist.

Das Gespräch im Auto endete jedenfalls mit einem provokanten Satz, von dem ich noch nicht so ganz weiß, ob und was er wirklich bedeutet: Wir müssen uns vor uns selbst schützen.

Ich denke, ich nehme das zumindest zum Anlass, gelegentlich mein Telefon zu Hause zu lassen.