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Kategorie: BLOGBuchstaben

Examensarbeit zu Bangladesch

Habe mir meine Examensarbeit beim Hochladen noch mal angeschaut und bin gar nicht so zufrieden damit. Irgendwie ist alles mit Materialien vollgeknallt, von denen die eine Hälfte irrelevant und die andere Hälfte redundant ist. Naja, die erbrachte Leistung war wahrscheinlich sowieso eher, die Kapitel 4.2, 5 und 6 in den letzten fünf Tagen vor Abgabe zu schreiben (immerhin fast 30 Seiten)… – Wie immer halt… – das Ergebnis absoluter Unstrukturiertheit und konsequenter Ignoranz der noch bleibenden Arbeitszeit. Mir waren damals, als ich im Herbst 2007 etwa eine Stunde vor Abgabetermin schlaftrunken und kaffeegeschädigt (~12 Liter in 3 Tagen) im Copyshop stand und den ersten Ausdruck durchsah, dann auch egal, dass mein Professor die ein oder andere leuchtend grün markierte Stelle zu sehen bekommen würde, die eigentlich noch von mir zu überarbeiten gewesen wäre… Mein Fazit zur Arbeit: Beeindruckende Wissenschaftspolemik gepaart mit bombastisch irrelevanter Materialsammlung.

Wenn die Pflicht ruft

Habe grade beim Abendessen ein wenig fern gesehen und bin bei der MTV-Sendung AccesAllArea für ein paar Minuten hängen geblieben, die unter dem Titel Digital Heros lief. Gerade, als ich schaute, ging es um Kriegsspiele generell und Call of Duty 4 im Speziellen. Genauer gesagt ging es um diesen Ausschnitt des Spiels:

Ist die Szene, in der das Wort ‚pieces‘ fällt, wohl der sprachlich krasseste Kommentar der Off-Stimme, so ist das gesamte Spielgeschehen (zumindest dieses Ausschnitts) um so beunruhigender. Wohl vor allem beunruhigend, wenn man das Spiel nur sieht und nicht selbst spielt. – Nicht weil man durch das Spielen die Mechanismen durchschaut, das Spielprinzip in den Vordergrund tritt und die Darstellung in den Hintergrund rückt (nicht verschwindet), sondern gerade umgekehrt: weil man eben durch das Nichteingebundensein eine Distanz entwicklen kann, die eine Beurteilung ermöglicht, die sich allein auf die ‚transportierten‘ Bilder, Geräusche und Geschichten beschränkt.

Die erschreckend realistische Darstellung ruft bei Betrachtung – zumindest bei mir – ein gewisses Ekelgefühl hervor. (Das liegt vor allem an der Erkenntnis, dass die Akteure Krieg sehr technisch betrachten.) Genau dieses Gefühl hatte ich übrigens auch, als ich vor einigen Jahren auf Phönix eine Reportage zum Irakkrieg gesehen hatte. Dort war ein Ausschnitt zu sehen, in dem man im grün getränkten Bildschirm weiße Körper-Silhouetten zu sehen waren, die scheinbar entspannt bei etwas standen, das aussah wie ein stellenweise weiß-illuminierter Geländetruck. Im Off waren Stimmen zu hören, die sich auf Englisch über Funk unterhielten. Die Intonation der Stimmen hätte auch auf Ornithologen schließen lassen können, hätte nicht plötzlich das zerberstende Weiß der Silhoutten den Zusammenhang hergestellt.

Der darstellende Realismus von Krieg gewinnt in Kombination mit dem spielerischen Aspekt allerdings noch eine ganz andere Qualität. Mir geht es dabei nicht so sehr um die Debatte um so genannte „Killerspiele“ (vgl. heise.de). Das problematische sehe ich hier in der Virtualisierung der Realität, nicht umgekehrt. Dadurch dass die Mechanismen des Spiels (also die reaktionslastige Bedienung der Eingabegeräte bspw. um weiße Punkte möglichst genau anzuvisieren) in der Wahrnehmung des Spielers überwiegen, findet eine Entfremdung der Realität statt. Oder einfacher gesagt: Das Ekelgefühl kommt nicht beim Spielen sondern nur beim Betrachten (=distanzieren).

Um mich, Pharisäer, zu entlarven, muss ich ehrlicherweise auch eingestehen, dass ich den ersten Teil der Call of Duty-Reihe immer mal wieder mit Freunden im LAN gespielt habe. Hat auch Spaß gemacht und die einzig wirklich ausgeübte Wut richtete sich gegen die Latenzen verursachenden technischen Geräte der realen Inneneinrichtung. Dennoch:  Die Grenzen zwischen virtuell und real verschwimmen, wenn die einzige Unterscheidungsmöglichkeit die Quelle wird, woher wir die Bilder empfangen. Und dies ist mir bei dem gezeigten Ausschnitt auf MTV und der Erinnerung an Bilder des Irak-Kriegs irgendwie klar geworden.

Die ersten Blogbuchstaben

Zugegeben: Neu ist die Idee nicht. Auch bin ich nicht erst die vierte oder fünfte Person, die auf die Idee kommt, ein eigenes Blog einzurichten – sucht man nach dem Wort Blog in der großen Maschine, gibt die zehnstellige Zahl einen ungefähren Geschmack auf meine Position in der Rangfolge dieser „neuen Idee“. Aber ich halte es da mit dem Prediger: „Es gibt nichts neues unter der Sonne.“ Somit bestätigt sich zumindest für mich Kierkegaards These, dass die Wiederholung die progressivste Kategorie ist, die wir kennen. – Dabei bin ich mir jetzt gar nicht sicher, ob es Kierkegaard war, der ihn selbst geäußert hat oder ob dieser Gedanke nur ein Dasein in meinem Kopf bekam, als ich Kierkegaard geleesen hab. Letztlich wärs ja auch irgendwie das gleiche. Ach ja, an die Unwissenden: Ja, es heißt „geleesen“. Wenn ihr dran bleibt, erzähl ich vielleicht irgendwann mal, warum…

Im Großen und Ganzen solls bei der Seite druckschrift.net darum gehen, den ganzen Gedanken, die sich geradezu parasitär in meinem Inneren eingenistet haben, ein Äußeres zu geben. Dazu scheint es mir am besten geeignet, verschiedene Kategorien auf dieser Seite einzurichten, so wie man das ja auch im Nicht-virtuellen Raum tut, um sich einzubilden, das Leben wenigstens etwas zu verstehen. Bei mir sollen diesen Sinn folgende Kategorien erfüllen: Blogbuchstaben – in denen ich spontan nach Lust und Laune dem Inhalt eine lose Form geben kann, wie es gerade passt -, Von der Wahrheit – hier versuche ich, mir wichtige oder wichtig gewordene eigene oder gefundene Gedanken abzubilden -, Papiere – momentan noch Dinge, mit denen ich mich im Studium beschäftigt habe und die vor allem in fester Form vorhanden sind – und Schule – ich bin momentan im Vorbereitungsdienst, wie das Referendariat in Kompetenz-Modularisierungs-Deutsch jetzt heißt (zumindest in Hessen), und will die Seite auch dazu nutzen, die Inhalte SchülerInnen online zur Verfügung zu stellen oder sonst solchen modernen Internetkram damit zu machen.

Ok, ich nutze die Gelegenheit dann auch grade mal, um ein wenig (wirklich kurz und das soll auch die einzig explizite Stelle hier werden) über mich zu erzählen. Ich bin wie gesagt momentan im Referendariat, werde darin für die Fächer Deutsch und Erdkunde an Haupt- und Realschulen in Hessen/Marburg/Gladenbach ausgebildet. Momentan wohne ich noch/wieder in meinem Heimatdorf Wissenbach, wo ich jetzt, da ich in einem knappen Monat wieder nach Gießen ziehe, feststelle, dass mir die Menschen hier doch durchaus fehlen werden. Ich werde mit Jungschar- und Posaunenchorarbeit im CVJM brechen, was mir wahrscheinlich recht schwer fallen wird, weil mir über die ganzen Jahre doch die kleineren und auch die älteren Kinder ans Herz gewachsen sind. Außerdem hab ich trotz aller Meinungsverschiedenheiten zu den dörflichen Politik- und Lebenseinstellungen im Grunde den gleichen Glauben an Gott wie die Leute hier. Ich hab mich neulich leicht angetrunken bei einem Wissenbacher Freund darüber beklagt, dass es doch sehr viele Bauern hier gäbe. Auch wenn mir bei diversen Weltanschauungsäußerungen nur die Wahl zwischen Augenbraunhochziehen und Aufdielippebeißen bleibt, bereue ich mittlerweile die Aussage. Denn der Unterschied zwischen der „Weltkulturstadt Gießen“ und Wissenbach ist im Grunde nur der, dass die Bauern tendenziell etwas gebildeter sind. Bildung bestimmt aber menschliche Wesenszüge deutlich weniger, als man manchmal glauben mag… (Spätestens um 4h im Domizil hat sich so manche Bildung chemisch verflüchtigt.) Übrigens hab ich in Gießen schon während des Studiums etwa sechs Jahre gelebt und viele gute Menschen kennen gelernt, besondere Erwähnung soll hier mal der grandiose AKBp finden, der derzeit leider nur noch aus Sympathisanten besteht… Aber immerhin. Generell ist diese ganze Bildungssache mir ein wichtiges Anliegen, deswegen ist es gut möglich, dass in nächster Zeit noch die Kategorie Bildung hinzukommt. Aber: Auch Kategorien wollen erst einmal gefüllt werden, sonst stimmen sie ein in das Hämmern der Wozu-Fragen, die mein Schädelinneres zum Zerbersten bringen wollen. (Es wird ihnen übrigens nicht gelingen.)

Gut, ich belasse es dabei. Wenns irgendwas gibt, Mail-Kontakt ist oben zu finden. Ich weiß nicht, wie regelmäßig ich hier aktualisieren und schreiben werde, wills aber diesmal gegen den Grundsatz eines Freundes versuchen, der lautet: Was man anfängt, muss man auch aufgeben können.